domingo, 4 de mayo de 2008

1.05.2008: Kurzurlaub in Guanajuato

Heute ist scheinbar in aller Welt Feiertag und so auch hier. Also habe ich einen meiner kostbaren Urlaubstage auf morgen gelegt, um fuer ganze 4 Tage der Grossstadt zu entfliehen und mir ein bisschen Mexiko anzuschauen. Die Zeit reicht zwar nicht aus, um an den Atlantik oder den Pazifik zu fahren, wohl aber, um die kleinen Hochland-Staedtchen im Norden kennenzulernen.
5 Stunden mit dem Bus entfernt von Mexiko-Stadt liegt Guanajuato, eine beruehmte alte Universitaetsstadt, umrahmt von maechtigen Bergen. 1988 wurde Guanajuato zum Weltkulturerbe ernannt, und zwar gleich die ganze Stadt. Die Einwohner tun seither alles, um diesen UNESCO-Status nicht zu gefaehrden. So gibt es keine Ampeln oder Leuchtreklamen in der Stadt, ganz zu schweigen von aufreibenden Brueckenbaudiskussionen. Dafuer aber jedemenge Muelleimer, von denen man in Mexiko-Stadt nur traeumen kann. Der innerhalb der letzten Jahre stetig gewachsene Verkehr wurde kurzerhand in ein ebenfalls fleissig wachsendes Netz unterirdisch verlaufender Tunnel geleitet. Das Resultat dieser Bemuehungen ist ein wunderbar sauberes und angenehmes Stadtbild. Den UNESCO-Status bekam Guanajuato uebrigens fuer seine hervorragend erhaltene, zusammenhaengende Kolonialarchitektur. Zwar haben auch hier die Bewohner mit den harten Denkmalschutzauflagen zu kaempfen und muessen sich selbst wegen eines kleinen Innenumbaus eine offizielle Erlaubnis holen. Guanajuato ist aber so huebsch, dass es wirklich ein grosser Verlust waere, es wie manch andere Stadt verlodern zu lassen.
In der Naehe von Guanajuato befinden sich ausserdem die beliebten Ausflugsorte San Miguel de Allende (auch Saint Mike genannt, weil dort so viele Amerikaner ueberwintern), Dolores Hidalgo oder auch Thermalquellen, in denen man wundervoll seine mueden Knochen waermen lassen kann.
Na mal sehen, im Moment bin ich noch nicht muede, sondern voller Entdeckungsdrang. Mein erster Ausflug. So eine Freude. Heute morgen stellte ich mir also auf 6 Uhr den Wecker, um mir bei Sonnenaufgang das erste Taxi zu schnappen und zum Busbahnhof Terminal de Norte zu fahren. Von dort aus fahren alle Busse Richtung Norden (insgesamt gibt es 3 grosse Busbahnhoefe in Mexiko-Stadt, die man je nach Fahrtrichtung auswaehlt). Angenehmerweise gibt es nicht nur ein unglaublich ueberteuertes und unfreundliches Busmonopol (...Saenk yu vor traeveling mit...), sondern viele verschiedene Unternehmen, die gegenseitig ihre Preise in den Keller druecken. Dadurch kann man naemlich mit einem traumhaften 1.Klasse-Reisebus 5 Stunden ueber die Lande schweben und braucht dafuer nur sage und schreibe 20 Eus zu bezahlen. Immerhin! Neben brandneuen Kinofilmen und Boardtoilette (die man auch benutzen darf, sonst ist das ja immer so ne Art Atrappe) haben viele dieser Busse auch nur 3 Sitze statt 4 pro Sitzreihe. Das heisst, dass Alleinreisende wie ich, denen daran etwas liegt, auch allein sitzen koennen (keine boesen Ueberraschungen beim Einsteigen bezueglich des Sitznachbarn, mit dem man die naechsten Stunden auf engstem Raum verbringt). Das ist toll. Kopfhoerer gibts auch und hochklappbare, gepolsterte Beinstuetzen. Mir wurde vor lauter Freude nicht mal schlecht.
So kam ich voellig ausgeruht am Busbahnhof in Guanajuato an. Der ist noch 6 km von der eigentlichen Stadt entfernt, aber mein Reisefuehrer ist fast sowas wie ein Einheimischer und weiss promt, wo es lang geht und welchen Bus ich nehmen muss. ich find ihn echt klasse. Er heisst Stefan - Stefan Loose. Stefan ist kein schoener Name, aber da kann ja Stefan nichts dafuer. Ich werde ihn von nun an Stefan nennen, wegen der persoenlichen Note. Dank Stefan war ich also schon 15 Minuten spaeter im Zentrum.
Mein Hostel ist leider nicht so traumhaft wie der Reisebus. Das Lobenswerteste ist der Preis, und dementsprechend laesst alles andere etwas zu wuenschen uebrig. Es mueffelt ziemlich (ich glaue, ein Klo leckt), die Decken sind verdammt duenn, mein Schlafsaal dient gleichzeitig als Abzugshaube fuer die fensterlose Kuech davor, und es gibt auch keinen Aufenthaltsraum (fuer Alleinreisende ein ueberlebenswichtiges Detail, da es ueber glueckliche, gesellige Stunden oder soziale Isolation entscheiden kann). Na, mir schnuppe. Ich geniesse es sehr, durch die allerliebsten Gassen der Stadt zu tiegern, mir die Maerkte anzuschauen oder in einem der zahllosen kleinen Cafés zu sitzen, die sich hier in Huelle und Fuelle an den vielen kleinen Plaetzen finden. Und gluecklicherweise sind die Einheimischen so nett, dass man schnell mit ihnen ins Gespraech kommt (was ja auch dem Spanisch nuetzt, nech). Nach einer ersten Stadterkundung hab ich mir meine Kamera geschnappt und bin auf den hoechsten Aussichtspunkt der Stadt, Pípila, gestiegen. Stefan erzaehlte irgendetwas von 15 min, die man fuer den Aufstieg braucht. Aber das ist ausnahmsweise Bloedsinn. Muss man (ich) doch bereits nach der Haelfte des Weges nach jeder Stufe Halt machen und irgendwie das Pfeiffen in der Lunge unter Kontrolle kriegen. Immerhin liegt Guanajuato noch hoeher als Mexiko-Stadt. Irgendwann bin ich dann aber doch oben angekommen und genoss den fantastischen Ausblick ueber das kunterbunte Staedtchen im Tal und die gewaltigen Berge dahinter. Mexiko ist schon verdammt wundervoll auf seine Art und Weise! In diesem Moment war ich sehr froh, hergekommen zu sein.
Am Abend setzte ich mich in ein kleines Café und guckte mir die immer wieder vorbeiziehenden Estudiantinas, studentische Musikantengruppen in traditionellen Gewaendern, an, die von Scharen begeisterter Stadtbewohner und Turisten begleitet wurden, allerorts stehenblieben und sangen oder die Leute zu den Strassenstaenden mit den Tortiallas und Quesadillas lockten. Und ich war seh zufrieden mit meinem Kurzurlaub.

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