Es ist Samstag und draussen regnet es wie aus Eimern. Ich bin immer noch erkältet und meine Nase scheint einen "Wettlauf" gegen einen mir unbekannten Gegner gewinnen zu wollen. Mir recht, ich bleib drinnen und lese die ZEIT (die haben wir nämlich immer im Büro). Und nutze die Gelegenheit, mich kurz über ein Phänomen männlich-weiblicher Verständigung auszulassen, dass auch dieses Wochenende wieder eine entscheidenende Rolle gespielt hat.
Also, übliche Situation: Ich gehe abends was trinken, mit Freunden oder auch mal allein, wenn ich Lust dazu habe. Ich sitze also da und unterhalte mich, wenn Leute da sind, die ich kenne, oder lese/ tanze. Wie auch immer. Früher oder später spricht mich ein Mexikaner an. Die Mexikaner sind da nicht so, da wird nicht lang gefackelt. Das liegt vor allem daran, dass Frauen in Mexiko verdammt hart für sich zu gewinnen sind und die Männer allenthalben einen Korb fangen. Das härtet ab und erhöht letztendlich die Baggerfrequenz. In meinem Falle nervt das schlicht und ergreifend. Europäerinnen sind hier eine Seltenheit, und die Mexikaner verhalten sich wie das Trüffelschwein auf der Suche nach der berühmten Delikatesse - Ich werde mich hier nicht in Einzelheiten ergehen. Es spricht mich also der Mexikaner an. Aufgrund der hohen Körbezahl und der daraus resultierenden Verzweiflung ist der Typ wahrscheinlich weder gutaussehend noch interessant, sondern einfach nur - verzweifelt (Das Gerücht vom blendend aussehenden Mexikaner ist wirklich nur ein Mythos, oder die Antonio-Banderas-Typen wohnen alle zusammen in einem anderen Stadtteil, in einer Art Bebe-WG für Männer). Es wäre demnach so einfach, es wie die gewieften Mexikanerinnen zu machen, und dem Nervtöter einfach die kalte Schulter zu zeigen. Pustekuchen. Ich bin viel zu nett (ich hasse das) und antworte brav auf alle Fragen, was ich schon von Mexiko gesehen habe, wie mir das Essen schmeckt und wie ich mexikanische Männer finde (?). Natürlich werden auch beliebte Themen bezüglich meiner deutschen Herkunft nicht ausgespart. Ich werde also gefragt, ob ich deutsche Wurst vermisse, auch immer zum Otkoberfest gehe und ob ich im Winter überhaupt das Haus verlassen könne vor Kälte (ich esse eigentlich nur selten Wurst, war noch nie auf dem Oktoberfest und im Übrigen liegt Deutschland nur auf einem unwesentlich höheren Breitengrad als Mexiko-Stadt). Mein Lieblingsgespräch in dieser Hinsicht hat mal in Madrid bei einer Party stattgefunden. Auf meine Aussage, ich käme aus Deutschland, hat mir der dicke Spanier zwei Daumen-hoch gezeigt begleitet von einem begeisterten Ausruf. Als ich ihn darauf hin fragte, ob er denn schon einmal in Deutschland gewesen sei, meinte er, nein, aber er fahre bald nach Amsterdam. Daraufhin ich pikiert, das sei aber in den Niederlanden. Und er, ja, aber das ist doch gleich daneben. (...). Ich weiss nicht, wozu solche Gespräche gut sind. Glücklicherweise dauern sie nie lang. In Mexiko hat sich allerdings ein anderer Umstand als schwierig herausgestellt. Ich unterhalte mich also ein Weilchen halb interessiert mit einem männlichen Exemplar, das bereits aufgegeben hat, seine Landsfrauen anzusprechen. Das Gespräch plätschert irgendwie so dahin, bis ich glaube, mich endlich ausklinken und gehen zu können. Dann ereignet sich immer das Gleiche. Der unangenehme Mexikaner fragt mich, WIE denn meine Handynummer lautet. In diesem Moment beschleicht mich das nagende Gefühl, einen essentiellen Abschnitt des Gespräches nicht mitgeschnitten zu haben, nämlich den, in dem er sich schüchtern endlich überwindet, mich zu fragen, OB ich ihm meine Handynummer geben würde, und ich ihm mit Freudentränen in den Augen um den Hals falle, weil ich bereits die ganze Zeit mit subtilem Unterton und ausdrucksreicher Körpersprache betont habe, wie sehr ich mich freuen würde, ihn wieder zu sehen. Da der Kerl aber weder gefragt hat, OB ich ihm die verdammte Nummer geben würde, und ich sicher mit Nichten irgendwelche Andeutungen gemacht, sondern diese eher angestrengt vermieden habe, stehe ich nun zugegebenermassen total auf dem Schlauch. Das Problem ist aber, dass die Mexis mit einer derartigen Beiläufigkeit und Selbstsicherheit fragen, als sei es schon längst beschlossene Sache, dass man sich wieder sehen würde. Diese absolute Wahrnehmungsstörung macht mich jedes Mal völlig perplex. Da die Situation so überzeugend impliziert, dass alles schon abgemacht ist, grenzte jegliche abwehrende Geste an totale Unhöflichkeit. Echt geschickt gemacht. Deshalb kann ich auch nie anders, als die dumme Nummer einfach heraus zu rücken. Den Rest des Abends verbringe ich dann damit, mir Ausreden zu überlegen für den Fall, dass er anruft. Und die Liste wächst. Verdammte gute Erziehung.
Das Dumme ist nun, dass einer dieser ungewünschten Speicherplatzbesetzer der Cousin meiner Freundin Dagia ist, die ich erst kürzlich kennen gelernt habe. Aus irgendeinem mir unbegreiflichen Grund meinte Dagia nun, mir ihren Cousin vorstellen zu müssen, und ist zudem auch noch davon überzeugt, dass wir totaaaaal gut zusammen passen. Ich habe kurz überlegt, was ich so furchtbar langweiliges erzählt haben könnte, dass sie zu diesem Schluss hat kommen lassen. Nur kann man ja einer Freundin, die ihren Cousin so toll findet, dass sie einen mit ihm verkuppeln will, schlecht beibringen, dass das eigentlich das Letzte ist, was man möchte. Ich habe daher das Gefühl, dass mir nur bleibt, den Cousin zu meiden. Das ist auch der Grund dafür, warum ich dieses Wochenende hier bin und eben nicht auf Dagias Einladung mit ihr und ihren Freunden zu einem Ferienhaus am See ausserhalb der Stadt gefahren bin. Der Cousin wäre mir einfach zu anstrengend gewesen (er wäre SELBSTVERSTÄNDLICH mitgefahren und hat unentwegt darauf gepocht, dass ich auch mitkomme). Dass es jetzt blitzt und donnert, als würde die Welt untergehen, zeigt eigentlich nur, dass ich mich richtig entschieden habe.
sábado, 17 de mayo de 2008
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