miércoles, 7 de mayo de 2008

5.05.2008: Ein Abend mit dem DAAD oder die Verschwendungspolitik des Goethe-Instituts

Am Montag abend trafen sich die DAAD-Lektoren von den wichtigsten Universitäten Mexikos in Mexiko-Stadt zum jährlichen Deutschlehrerkongress. Aus diesem Anlass reservierte der Chef, Herr Spitta, einen grossen Tisch in einem Restaurant in der eleganten Gegend Condessa und lud uns alle ein, mit zu kommen. Das Restaurant hiess "Matisse" und war in rosa und blau gestrichen und mit Reproduktionen des Expressionisten gestaltet. Zuerst war ich ein bisschen nervös bei dem Gedanken an ein Essen mit den hochrangigen DAAD-Mitarbeitern, stellte dann aber schnell fest, dass diese Leute ebenso nett und lustig waren wie meine Kollegen in der DAAD-Aussenstelle. Man hielt sich auch gar nicht lange mit den üblichen SmallTalk-Nettigkeiten auf, sondern fing sogleich an, sich über den Tisch hinweg über die mexikanische Uni-Politik und besonders die deutschen Institutionen in Mexiko aufzuregen. Ein deutsches Aushängeschild kam dabei überraschenderweise gar nicht gut weg: Das Goethe-Institut. Von den DAAD-Lektoren hatte jeder entweder schon für das Goethe, wie es nur genannt wurde, gearbeitet oder viel damit zu tun gehabt. Ein Deutschlehrer, der einen der Lektoren begleitete, erzählte, dass er bis vor einigen Monaten im Goethe-Institut in Monterrey (im Norden Mexikos) unterrichtet habe. Dann gab es jedoch plötzlich neue Sicherheitsbestimmungen für die Goethe-Gebaeude, die von der Zentrale in Deutschland erlassen wurde, und das Institut, welches den irrsinnigen Bestimmungen nicht genügte, musste von einem auf den anderen Tag seine Kurse einstellen. Den hilflosen Lehrern wurde angeboten, ihnen entweder weiterhin 20 Stunden im Monat zu zahlen (bis zur weiteren Entscheidungsfindung) oder ihnen fristlos zu kündigen. Da fast alle Familie in Mexiko hatten, zogen sie die Kündigung vor, um anderweitig irgendwie Geld zu verdienen. Es gelang ihnen auch, private Sprachkurse zu organisieren, die sich mittlerweile zu rentieren beginnen. Das Goethe-Institut indes suchte nach einem anderen, geeigneteren Gebäude und wurde auch fündig. Allerdings muss auch dieses Objekt erst von der Zentrale geprüft werden, und vor April nächsten Jahres ist keine abschliessende Entscheidung zu erwarten. Die Mühlen der Bürokratie mahlen eben langsam. Damit das Gebaeude aber nicht anderweitig vergeben wird, hat es das Goethe-Institut sicherheitshalber schon gemietet, auch auf die Gefahr hin, dass die Prüfung der Zentrale negativ ausfaellt. Bis dahin fliessen deutsche Staatsgelder in gleich zwei repräsentable Häuser mit repräsentablen Mieten, die vom Goethe-Institut nicht genutzt werden.
Von anderen Instituten in Chile erzählte ein Lektor sogar, dass dort seit einiger Zeit keine Festanstellungen an Deutschlehrer mehr vergeben, sondern billige Zeitarbeitsfirmen angeheuert werden. Bei dem Renomme, dass das Goethe in Deutschland geniesst, und den Kursgebühren, die den Schülern abverlangt werden, ist das wirklich ungeheuerlich!
Da ich mich selbst mehrfach erfolglos um einen der heiss umworbenen Praktikaplaetze am Goethe-Institut beworben hatte, lauschte ich der Unterhaltung besonders aufmerksam. Eines war jedenfalls offentsichtlich: An der wichtigsten Repräsentationsinstanz der BRD neben dem Auswärtigen Amt wurde an diese Abend kein gutes Haar gelassen. Nichtsdestotrotz amüsierten wir uns prächtig und es war ein wirklich lustiger Abend, zumal mein Salat einfach köstlich schmeckte und mein Chef mich als Einzige einlud mit den Worten, die Praktikanten würden doch immer alle am Hungertuch nagen. Naja, essenstechnisch kann ich mich gerade zwar überhaupt nicht beklagen, aber wie kann man denn so eine Einladung ausschlagen?

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