sábado, 26 de abril de 2008

21.04.2008: 1. Praktikumstag

Puuh. Es ist abends 23 Uhr, mein erster Praktikumstag ist vorüber und ich bin ziemlich geschafft. Erste Tage sind ja generell immer sehr anstrengend. Die ganze Zeit ist man auf der Hut, das richtige zu sagen und zu tun und irgendwas zu vermeiden, was einen in ein komisches Licht rücken könnte. Denn alles was man an seinem ersten Tag tut, ist sofort Grundlage für die anderen, einen einzuschätzen. So wie ein weißes Blatt, auf dem jeder Strich entscheidend für das Gesamtbild ist. Das ist sicher nicht so tragisch, wenn man sowie ich nur 2 Monate an einem Arbeitsplatz bleibt. Allerdings können auch diese wenigen Wochen sehr lang werden, wenn man sich mit den Kollegen nicht versteht oder vor Anspannung wie eine überlastete Aufziehpuppe herumläuft. Naja, ich hoffe, das bleibt mir erspart.
Diese Nacht habe ich nicht sonderlich viel geschlafen, zum Einen, weil ich ein bisschen nervös war (es besteht immer noch die Möglichkeit, dass alle merken, dass ich kein Spanisch kann und mich hochkant auf die Straße setzen), und zum Anderen, weil die nette ältere Peruanerin in unserem Zimmer, die mir nur bis zur Schulter reicht, alle halbe Stunde durch unser Mehrbettzimmer wuselte. So war ich aber wenigstens zum Frühstück pünktlich fertig und setzte mich wenig später in mein Taxi, dass mich in die Calle de Kepler, wo ich jetzt wohnen werde, brachte. Glücklicherweise hatte man mir den Plan, dahin zu laufen (weil ja auf den Karten immer alles so nett nah beieinander aussieht), aus dem Kopf geschlagen. In Mexiko City ist nichts nah beieinander! Nachdem mein Taxi gerade noch haarscharf einem Autounfall entgangen war, kam ich ungewohnt pünktlich am DAAD-Gebäude an. In der Rezeption des kleinen, eher villenartigen Hauses wurde ich vom bisherigen Praktikanten, Patrick, begrüßt und ein bisschen in die Abläufe eingeführt. Vor allem aber konnte er mich ein bisschen bezueglich der sprachlichen Anforderungen beruhigen. Er selbst haette nur einen Sprachkurs in Deutschland besucht und ein bisschen was vor Beginn des Praktikums aufgeschnappt. Also alles nicht so tragisch. Dann schleppten wir noch mein Gepäck ueber eine kleine Wendeltreppe in sein altes und mein neues Heim auf dem Dach des Gebaeudes (dazu später noch mehr), bevor wir uns mit Susanne im Konferenzzimmer zur Begrüßung und Praktikumsbesprechung trafen. Susanne ist fuer das Marketing und alle PR-Angelegenheiten der Aussenstelle zustaendig. Ausserdem uebernimmt sie, wenn der Chef nicht da ist, die Leitung. Von ihr war ich sofort sehr angetan. Sie ist nicht viel aelter als 30 und hat trotz ihrer verantwortungsvollen und arbeitsreichen Aufgabe so etwas unbefangenes und kindliches. Sie erklaerte mir recht ausfuehrlich die Aufgaben des DAAD in Mexiko ( die 5 olympischen Ringe: Stipendienvergabe, Alumni-Betreuung, Repraesentation der deutschen Hochschullandschaft im Ausland, Pflege internationaler Beziehungen, Entwicklungshilfe...glaube ich) und kurz meine Aufgaben. Und betonte ausdruecklich, dass die Sprache im Buero Spanisch sei und sich alle Mitarbeiter daran halten wuerde. Augenblicklich stand ich wieder unter Strom (Wie? Was? Patrick, was soll das?!?!). Anschliessend fuehrte sie mich im Haus herum und stellte mich den anderen Mitarbeitern vor, bevor sie mich wieder an Patrick uebergab, der mir noch die ein oder andere Aufgabe erklaerte und meine ganzen Fragen geduldig versuchte zu beantworten. Denn letztendlich hatte ich immer noch keinen blassen Schimmer, was ich eigentlich zu tun hatte, und mir graute davor, dass Patrick sich aufmachen wuerde zum Flughafen (zurueck nach Deutschland), und ich ploetzlich da stuende und irgendwie versuchen muesste, Kompetenz auszustrahlen und furchtbar beschaeftigt zu wirken. Ich fragte ihn also rundheraus, ob er mir nicht einfach beschreiben koenne, wie ein ganz normaler Arbeitstag aussieht. Er lachte aber nur und winkte ab mit den Worten, dass bei dem Stress hier sowieso kein geregelter Arbeitsalltag moeglich sei. Ehrlich gesagt, beruhigte mich das ueberhaupt nicht. Immerhin hatte er in soweit recht, dass ich mir ueber meine Beschaeftigung wirklich keine Sorgen zu machen brauchte. Kaum war er weg, stand schon Susanne auf der Schwelle zu meinem Buero und erklaerte mir aufgeregt, dass sie voellig vergessen haette, den Newsletter fuer diesen Monat herauszuschicken und dass dieser spaetestens Mittwoch fertig sein muesse. Am Besten, wir wuerden gleich anfangen, den zusammen herunter zu schreiben ("Du schreibst doch fliessend in Spanisch, oder?!" - "Schluck!"). Gerade als sie wieder zur Tuer heraus war, klingelte mein Telefon, und Nadiana rief mich in ihr Buero. Nadiana ist Oesterreicherin und fuer die Kurz- und Gruppenstipendien zustaendig. Sie teilte mir kurz mit, dass sie ab Freitag fuer 3 Wochen im Urlaub sei und ich ab da an ihren Posteingang und ihre Alumni-Pflege uebernehmen solle. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete, aber schon setzte sie zu einer 1 1/2-stuendigen Erlaeuterung ihrer Excel-Tabellen und ich fuehlte mich rundweg ueberfordert. Kurz darauf kam Pamela, die chilenische Sekraeterin zu uns herueber und meinte, sie muesste den naechsten Tag zu Hause bleiben. Ihr Sohn sei krank. Kein Problem, meinte Nadiana, Romy kann ja die Rezeption uebernehmen. Was das hiesse, fragte ich. Nadiana antwortete, Na, Telefon annehmen und weiterleiten, Besucher empfangen, Bestellungen aufgeben. Mir wurde ein bisschen schlecht. Den Rest des Tages verbrachte ich in vollkommener innerer Aufruhr. Um drei lernte ich schliesslich den Chef persoenlich kennen - Herrn Dr. Spitta. Herr Spitta hat sein halbes Leben in Lateinamerika verbracht, ist um die 65 und eine Rothaut, wie sie im Buche steht. Vor wenigen Stunden kam er von einer Reise nach Argentinien zurueck, wo alle seine Geschwister leben und er selbst gerade seine Altersresidenz plant. Mit seinem beigen Leinenanzug sah er aus, als waere er gerade von einer Safari mit Hemingway zurueckgekommen. Er guckte mich ein bisschen schraeg ueber seine Halb-Mond-Brille hinweg an, wechselte einige nette Worte mit mir und rief dann direkt alle Mitarbeiter ins Konferenzzimmer zu einer Lagebesprechung (es haette mich nicht gewundert, wenn er seinen Kompass aus der Hemdtasche gezogen haette). Die Besprechung zog sich unguenstigerweise ziemlich in die Laenge. Meine Aufregung hatte sich naemlich mittlerweile auf den Magen geschlagen und war von dort aus sehr erpicht darauf, mich bereits an meinem ersten Praktikumstag zu blamieren (das kann man jetzt deuten wie man will). Ich sass also mehr oder weniger die ganze Zeit mit einem hoechst aufmerksamen und teilnahmsvollen Gesicht da, waehrend ich eigentlich nur versuchte, die Armeen in meinem Bauch unter Kontrolle zu bekommen. Wenn ich etwas hasse, dann, dass ich immer auf alles so psychosomatisch reagiere. das ist echt unprofessionell! Wie auch immer, alles hat einmal ein Ende und so auch diese Sitzung und damit dieser 1. Tag. Bevor ich mich hoch in mein Zimmerchen verkroch, um meinen Kopf unter die Decke zu stecken, verabschiedete ich mich noch von Susanne, die ja in gewisser Weise mein persoenlicher Chef ist. Leider hat Susanne die Angewohnheit, jedes Gespraech oder Aufgabe erst einmal in Ruhe zu Ende zu fuehren, bevor sie darauf reagiert, dass man sich schon ein Weilchen die Beine in den Bauch steht. Naja, wenigstens sah ich dabei dekorativ aus ;) (ich hatte mir fuer meinen ersten Praktikumstag eine Kombination aus gruenen, ausgeschnittenem Shirt und gruen-weiss-gebluemten, weich fallenden Rock ausgesucht). Nach dem ich ein bisschen herumgeguckt und gestanden hatte und Susanne mit Daniel zu Ende geplauscht hatte, konnte ich mich denn auch dienstbeflissen verabschieden. Und aufatmen. Ich hasse 1. Tage. Dieser war nicht sooo unangenehm. Morgen wird schlimmer. ich sitze an der Rezeption.

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