miércoles, 23 de abril de 2008

19.04.2008: Auf den Spuren Frida Kahlos und Leo Trotzkys

Der Freitag abend gestaltete sich doch noch interessanter als erwartet. Waehrend ich im Aufenthaltsraum des Hostels sass und Tagebuch schrieb, blickte mir ploetzlich ein aelterer Herr ueber die Schulter und sprach mich sehr hoeflich auf deutsch an. Es stellte sich heraus, dass er Mexikaner war und selbst nie in Deutschland gewesen war. Dafuer sprach er ausgezeichnet Deutsch und freute sich wie ein kleines Kind, dies auch mal wieder anwenden zu koennen. Wir unterhielten uns eine lange Weile ueber das Leben in Deutschland und er war dankbar fuer jede Information. Auch wusste er enorm gut Bescheid ueber die politischen Vorgaenge in Deutschland und kannte viele Staedte vom Hoeren und Sagen. ich shclug ihm immer wieder vor, vielleicht noch einmal nach Deutschland zu reisen und dann strahlten seine Augen. Erst als er aufstand, um zu gehen, fiel mir auf, dass seine Hose nur mit einem einfachen Bindfaden zusammengehalten wurde und er eine grosse schwarze Tuete mit sich trug, und mir wurde klar, dass er nicht nach Deutschland wuerde fliegen koennen.
Als er gegangen war, entspannen sich noch viele andere nette Gespraeche zwischen den Hostelgaesten und ich war sehr froh, hierher gekommen zu sein.
Das "Casa de los Amigos" ist unter Mexikoreisenden eine beliebte Adresse fuer eine besonders soziale und gesellige Herberge. Es wird von Quaekern gefuehrt und hat daher den Anspruch, jedem ein freundliches und familiaeres Dach ueber dem Kopf anzubieten. Man trifft dort Leute aller Laender und aller Altersgruppen. Man fruehstueckt gemeinsam und verbringt zusammen Zeit. Nach meinen zwei ruhigen Hoteltagen war diese Unterkunft genau, was ich wollte.
Heute bin ich nun endlich ueber meinen Schatten gesprungen und habe mich nach einem ausgiebigen Fruehstueck im Hostel einer sehr lieben Deutschen, Sophie, und einem Amerikaner namens Dan angeschlossen, das Frida-Kahlo-Museum in dem etwas entfernten Stadtteil Coyoacan zu besichtigen. Nach einer etwa 15-minuetigen Metrofahrt und einem kurzen Fussweg gelangt man zu dem Museum, welches auch Frida Kahlos Wohnhaus war. Von aussen sieht man nur die koenigsblau strahlenden, dicken Mauern. Diese hatte Diego Rivera grosszuegigerweise zum Schutze Trotzkys erbauen lassen. Trotzky war in den 30er Jahren vor dem langen Arm Stalins ueber Norwegen nach Mexiko gefluechtet und war mit seiner Frau Natalia bei Frida und Diego untergekommen. Durch eine Pforte kommt man in den zauberhaften Innenhof, indem ein Springbrunnen plaetschert, Katzen herumlaufen und Besucher auf einer Steinterasse Kaffee schluerfen. Im Haus fuehrt ein Rundgang sowohl durch Ausstellungsraeume, die Skizzen und Gemaelde von beiden Kuenstlern zeigen, als auch durch die persoenlichen Raeume. In Fridas Atelier steht ihr Rollstuhl vor einer Staffelei mit einem noch unbeendeten Stalingemaelde, so, als waere sie nur kurz aufgestanden, um Pause zu machen. Die bunt dekorierte Kueche, ein altes Buecherregal voller Buecher mit persoenlichen Widmungen und viel mehr vermitteln einen sehr persoenlichen Eindruck davon, wie die beiden hier gelebt haben koennten. Mir haben es besonders die vielen bunten Farben der Waende, der Bilder im Haus und der Pappmaché-Figuren innen und aussen angetan. Frida Kahlo scheint ein ganz besonderes Gespür dafür gehabt zu haben, die traditionelle indigene Kunst mit ihrer eigenen, kaum zu klassifizierbaren Malweise zu verweben.

Danach gingen wir weiter zum Trotzky-Museum, welches nur wenige Blocks vom Frida-Kahlo-Haus entfernt ist. Dieser Besuch war wirklich bemerkenswert! Wohingegen wir drei ueber Frida Kahlo bereits das ein oder andere wussten (und wenn auch nur durch den Salma-Hayek-Film), hatten wir von Trotzky nur eine ganz blasse Ahnung. Ich wusste zwar, dass er eine Affaere mit Frida Kahlo gehabt haben soll - aus dem Film, klar -, als er und seine Frau Natalia nach ihrer Ankunft in Mexiko vorruebergehend in Fridas Haus unterkamen. Erwiesen ist aber nichts.

Gluecklicherweise sprach uns sofort im Museum eine junge Frau mit leicht nervoeser Stimme an und bot uns schuechtern eine kostenlose Fuehrung an. Tatsaechlich war dieses Maeuschen von Museumsfuehrerin ein absoluter Geschichtsfreak und Trotzky-Kenner. Ueber 1 1/2 Stunden erzaehlte sie uns alles ueber sein Leben und liess dabei kein pikantes, politisches oder psychologisches Detail aus. Erstaunlich! So erfuhren wir viel zu viel, um es uns zu merken, ueber seine Familie, deren Mitglieder saemtlich von Stalin verfolgt wurden, seine Flucht nach Mexiko (welches als einziges Land bereit war, ihn aufzunehmen), seine letzten angstvollen und schaffensreichen Jahre und seinen tragischen Tod. Nachdem ein Anschlag auf ihn mit Schusswaffen durch die Mauern des Hauses gescheitert war (die Einschussloecher- insgesamt ueber 200 - sind noch zu sehen), wurde er wenige Monate später mit einer Eisaxt von hinten erschlagen. Sein Moerder ging bereits seit 2 Jahren im Hause ein und aus und war ein Vertrauter der Familie. Wie sich herausstellte, war auch er ein Agent Stalins.
Wir erfuhren auch, dass Trotzky unter Hypomanie litt-einer Krankheit, die eigentlich ein Segen ist, weil sie dem Bettroffenen besonders viel Energie verleiht und und ihn aussergewoehnlich viel arbeiten laesst, ohne sich von Risiken und Aengsten ablenken zu lassen. Nichtsdestotrotz muss Trotzky bis zuletzt dem jungen Mann gegenueber misstrauisch gewesen sein. Man weiss allerdings nicht, warum er ihn doch zuletzt allein mit sich ins Zimmer liess - er hatte sonst stets einen Wachmann dabei.
Am Abend fand bei uns im Hostel noch ein kleines Festessen statt, weil ein cubanischer Mitbewohner Geburtstag hatte. Und wie es die cubanische Art ist, wird zwischen Haupt- und Nachspeise ein bisschen getanzt. Salsa! Die Spanier huepften sofort begeistert umher und wackelten gekonnt mit den Hueften. Unsereins versuchte sich den Stock aus dem Hintern zu ziehen und geschmeidig mit zu wackeln. Ein kleiner Mexikaner bekam Mitleid ich dafuer meine erste Tanzstunde in Mexiko! Olé!

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