Am letzten Samstag bin ich mit Kristina und Gunther in das 2 Stündchen entfernte Wochenendmekka Cuernavaca gefahren. Kristina kenne ich über den DAAD, da sie als Sprachlehrassistentin an der hiesigen Universität UNAM für einen unserer DAAD-Lektoren arbeitet. Gunther macht bei ihr an der Uni gerade ein Praktikum. Und so sind wir alle zusammen gefahren. Das brachte auch den wunderbaren Umstand mit sich, dass ich die beiden zu einem Essen bei ihrem Deutschprofessor, der in Cuernavaca wohnt, begleiten konnte. Zuerst einmal wollten wir uns jedoch die Stadt anschauen. Kristina und ich kamen im Laufe des Vormittags in der Stadt an und steuerten erst einmal ein hübsches kleines Café an, um von dort aus das Flair der Stadt einzusaugen und uns ein bisschen mit Rührei, Frijoles und Quesadillas (Tortillas gefüllt mit geschmolzenem Käse, unheimlich lecker)zu stärken. Gunther war von der Party am Vorabend noch zu geschafft und wollte später nachkommen. Nach dem hervorragenden Frühstück liefen wir ein bisschen durch die Stadt und schauten uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an. Dazu gehört die altehrwürdige Kathedrale "La asunción" (Himmelfahrt) aus dem Jahre 1529 mit ihren lieblichen Wandgemälden, die sich in ihrer bildlichen und farblichen Schlichtheit auffällig von dem sonst allgegenwärtigen Barockprunk unterscheiden. Auch der Palacio de Cortés, der mehr einer Festung als einem Palast gleicht und auf den Trümmern einer Aztekenpyramide erbaut worden ist, gehört zum üblichen Touriprogramm. Der Palacio befindet sich zudem direkt am Zócalo, dem Hauptplatz der Stadt und liebsten Tummelort der Stadtbewohner. Dort setzten wir uns auf die Steintreppen und beobachteten den Trubel, während wir auf Gunther warteten und uns von einem ziemlich langen Spaziergang erholten (immerhin war es auch schon wieder verdammt heiss). Das Städtchen gefiel uns beiden jedoch ausnehmend, zumal wir vorher so einiges über eine "moderne, für den europäischen Besucher enttäuschende" Stadt gelesen hatte. Von Enttäuschung jedenfalls keine Spur. Cuernavaca wurde die Stadt übrigens erst von den Spaniern zur Zeit der Eroberung (Conquista) genannt, was schlicht "Kuhhorn" heisst. Den eigentlichen Namen der Stadt, "Quauhnáhuac" (aus der indigenen Sprache Nahuátl), konnten und wollten die Spanier nämlich nicht aussprechen, auch wenn dessen Bedeutung "Der Ort zwischen den Bäumen" der Stadt viel näher kommt.
Irgendwann am nachmittag tauchte schliesslich auch Gunther auf und schlug als erstes vor (scheinbar von der Busfahrt nach Cuernavaca angetan), man könne doch eine Stadtrundfahrt mit dem Bus machen. Ich war schon ziemlich kaputt und Kristina vom gestrigen Feiern ebenso angeschlagen, dass wir uns schnell überreden und für etwas mehr als 2 Euro für 1,5 Stunden durch die Stadt kutschieren liessen. Die Stadtführung im Bus entsprach wieder völlig den Ansprüchen, die man so an mexikanische Touristenführungen stellen kann. Nach den 1,5 Stunden wussten wir über jedes einzelne Hotel Bescheid, die Preise der verschiedenen Restaurants und welcher Schauspieler oder Sänger in welcher Villa residiert. Was die Gründung der Stadt anging, Reste von Aztekenruinen in und um die Stadt, wirtschaftliche oder kulturelle Faktoren - kein Wort. Stadtdessen rief die Busmoderatorin jedesmal, wenn wir an einer Ampel vorbeifuhren, und dort Leute warteten, gelangweilt: "guckt mal wer da steht!". Und alle Businsassen riefen wie auf Knopfdruck laut: Oooooooooh!. Das muss so ne Art Running-Gag in Mexiko sein, jedenfalls hab ich ihn nicht verstanden. Immerhin stiegen wir während der Tour einmal kurz aus, um die berühmten "Barrancas", die Schluchten der Stadt zu durchwandern. Die Barranca klaffte wie ein grosser Schlund ins Erdreich und liess an den Felswänden überall riesige Baukwurzeln hervortreten. Lianen hingen wie Spinnefäden von den Wurzeln bis hinunter in das kleine Flüsslein, dass sich irgendwann dorthin seinen Weg gebahnt hatte. Das war ein verwunschenes Paradies mitten in der geschäftigen mexikanischen Stadt. Zurück am Abfahrtsort mussten wir uns dann auch schon sputen, um noch halbwegs pünktlich beim Professor von Kristina und Gunther, den beide nur Siggi nannten, zu erscheinen. da er sich mir auch so vorstellte, bleibe ich bei Siggi. Er und sein Lebensgefährte haben eine hübsche kleine Wohnung im Dach am Rande der Stadt mit einer zauberhaften grossen Terasse, von der man einen umwerfenden Blick ins Tal hat und die mit ihren zahlreichen Pflanzen in schweren Terracottatöpfen so grün ist, dass man glaubt, in einem Garten zu sein. Über dem Tisch auf der Terrasse hing ein Schälchen mit grossen Blumenköpfen, und alle paar Minuten flog ein kleiner Kolibri herbei, um etwas von dem Nektar zu saugen. Siggi erzählte, wie er mittlerweile genau erkennen konnte, ob der Kolibri der "Besitzer" der Blüten oder ein "Eindringling" sei, je nach dem, wie schnell und hektisch sich der Kolibri verhielt. Das Essen war ein wahres Festmahl. Als Vorspeise gab es eine sahnige Gemüsesuppe. Zum Hauptgericht servierte Siggi eine valencianische Paella, die besser schmeckte, als alles, was ich je in Spanien gegessen hatte, und dazu Salat aus Bohnen, Tomaten und Avocado (alles wurde von ihm immer beschämt kommentiert mit "ach, das hat doch gar keine Mühe b´reitet" - man muss sich dazu vorstellen, dass Siggi aus Franken kommt und man ihm dazu merklich anhört, dass er schwul ist, was zu einer unschlagbar charmanten Aussprache führt). Als krönenden Abschluss wurde eine Cappucchino-Kirsch-Schokoladen-Torte gereicht. Es war verführerisch und die armen Praktikanten und Lehrassistenten langten kräftig zu. Nachdem Verdauungskaffee holte Siggis Lebensgefährte Eduardo seine Bilder heraus, denn er ist Maler, und richtete für uns auf der Terrasse unsere eigene persönliche Ausstellung her. Dazu erzählte er von den europäischen Künstlern, von denen er sich hat inspirieren lassen und es war eine Freude ihm zuzuhören. (Zwei seiner Bilder sind in der Fotoleiste zu sehen.) Dann war es leider schon acht und wir machten uns wieder auf nach "el D.F.", da wir mit Bus und anschliessender Metro noch gut 3 Stunden unterwegs sein würden. Im Bus wurde mir wie gewohnt schlecht und ich dachte mir nichts dabei. Allerdings ging die Übelkeit auch am Sonntag nicht weg und Montag musste ich mich zu Mittag (gerade als sich meine Kollegen zum EM-Gucken im Konferenzsaal versammelten!) im Büro entschuldigen. Bauchweh, aber was für welches. Ob das an den leckeren meeresfrüchten in der paella lag, kann ich nicht sagen. Immerhin kommt ja in Mexiko kein Tourist ohne Magenbeschwerden davon, das stand bei mir noch aus. Und die Paella war es allemal wert, verspeist zu werden.
martes, 17 de junio de 2008
miércoles, 11 de junio de 2008
7.-8.06.: Taxco - Hauptstadt des Silbers
In Mexiko-Stadt regnet es seit einer Woche fast unaufhörlich. Das sollte sich auch zum letzten Wochenende nicht ändern. Da gab es nur eins: Raus aus der Stadt und Sonne gesucht. Am Samstag morgen machte ich mich also auf zum Busbahnhof im Süden der Stadt und fuhr von dort aus in das etwa 3 Stunden Fahrt entfernte Städtchen Taxco. Diese etwas verschlafene, aber charmante ehemalige Kolonialstadt mit ihren ca 13 000 Einwohnern war einst das Herz der Silbergewinnung in Mexiko und brachte es zwischenzeitlich zu grossem Reichtum. Heutzutage sind die Silberminen um Taxco erschöpft. Das hat der Geschäftigkeit Taxcos jedoch keinen Abbruch getan. Mehr als 300 Silbergeschäfte reihen sich Tür an Tür in den vielen kleinen Gassen aneinander und bieten eine nahezu unüberschaubare Auswahl an Silberschmuck. Dieser ist nicht unbedingt preiswerter als in anderen Städten im Land. Hier und da finden sich aber kleine Geschäfte mit tollen Sonderangeboten. Und wer etwas ganz bestimmtes sucht, findet es garantiert in Taxco. Im übrigen ist es einfach wunderbar, durch ein Lädchen nach dem anderen zu schlendern und alles anzuprobieren. Einen kleine Einführung in die Geschichte des Silberhandwerks in Taxco bekommt man in dem Museo de Platería, indem über Büsten wichtiger mexikanischer Politiker über elegante abstrakte Skulpturen bis hin zu alten Silbermünzen viele kleine Silberkunstwerke zu finden sind, die in anschaulicher Art und Weise den künstlerischen Zeitgeist dokumentieren (so z.B. eine Rakete, die von einem sportlic modelierten Männchen in den Weltraum geschossen wird, aus den 60er Jahren). Besonders beeindruckend fand ich eine kleine, äußerst detailliert gearbeitete Silbermanufaktur aus - Silber. Dies war aber auch leider das einzige Ausstellungsstück, dass ein bisschen über die Verarbeitung von Silber aussagte. In einem deutschen Museum hätte man sicher eine ganze Ausstellungsreihe mit Dokumentationstafeln und Ansichtsstücken gefunden, die genauestens die Gewinnung und Weiterverarbeitung von Silber erklärten. Allerdings ist mir schon des öfteren in Mexiko aufgefallen, dass die Mexikaner mit einem anderen Interesse ins Museum gehen. Jedenfalls werden in Ausstellungen selten Fragen zu den Thematiken und Hintergründe erklärt. Man sieht sich eigentlich lediglich die Ausstellungsobjekte an, ohne diese zu hinterfragen. Ich finde das ja ein bisschen unzureichend. Wo bleibt da der Lerneffekt? Immerhin spricht das sehr für die Museen, die man in Deutschland besuchen kann. So geht man einfach aus dem Museum heraus, mit einem etwas beschränkten Lächeln auf dem Gesicht, und denkt sich, "Haaaach, war das alles schöööööööön".
Taxco selbst ist als Stadt auf den ersten Blick bei weitem nicht so einnehmend wie bspw. Guanajuato, dessen Zauber man sich vom ersten Moment nicht entziehen kann. Den Reiz Taxcos muss man sich erspähen. Beim ersten Eindruck nur eine etwas hübschere Kleinstadt mit leicht angedreckten weissen Hausfassaden, findet man beim Spazieren durch die Gassen viele zauberhafte kleine Details. Auch ist Taxco durch seine Lage mitten in den Bergen durchwoben mit Strassen, die auf und ab und auf und ab und um eine Kurve nach der anderen führen. Man kraxelt eigentlich die ganze Zeit bergauf oder bergab, und versucht, auf dem blitzblanken Pflasterstein nicht abzurutschen - denn die Strassen haben nicht selten eine Steigung von über 45 Grad (schätze ich mal, nen Winkelmesser hab ich aber nicht angelegt). Wenn man Backpackertouris also noch nicht an den obligatorischen Turnschuhen und Baumwollwickelhosen erkannt hat, so spätestens am hochroten Kopf von der Bergauf-Bergab-Anstrengung und der ungewohnten Höhenluft.
Am Samstagabend habe ich mir dann in einem alternativ angehauchten Restaurant ein Live-Konzert angehört. Die ausgeschriebene"Rock"-Band entpuppte sich als Combo mehrerer Oldies, die wenig rockig, dafür aber hochkonzentriert Klassiker der Beatles, Rolling Stones und anderer Musiklegenden spielten und dabei genauestens jedes "na,na,na" in den Noten mitzählten. Es war herrlich. Dazu gabs wunderbaren mexikanischen Rotwein. Was will man mehr.
Am nächsten Tag habe ich, nachdem ich in meinem kleinen, überaus freundlichen und hübschen Hostel "Joan Sebastian" ordentlich ausgeschlafen habe, den Aussichtspunkt an der Kirche Guadalupe erklimmt. Anders als "erklimmen" kann man dieses Bergraufhecheln nicht nennen. Der Ausblick war grossartig, und da ich mich eh erstmal nicht mehr bewegen konnte, blieb ich dort lange sitzen. Was für ein Ausblick! Was für eine Luft - so sauber :)!
Während dieses Wochenendes regnete es zwar nur einmal für ein halbes Stündchen. Die Sonne liess sich aber nur am Sonntag ein wenig durch die Wolken erspähen. Das war allerdings schon mehr als ausreichend, um mir einen handfesten Sonnenbrand zu verpassen. Da ich in meiner stets panischen Angst vor vermehrten Krähenfüssen um die Augen nur da etwas Sonnencreme aufgetragen hatte, sah ich im Nachhinein aus wie ein rotgefärbter Brillenbär, mit knallroter Nase und weissgebliebenen Augen. Immerhin hatte die Sonnencreme den Test ausgezeichnet bestanden.
Als mein Bus auf der Heimfahrt die Grenze zum Distrito Federal, also nach Mexiko-Stadt überquerte, fing es pünktlich wieder an zu regnen. Das Wasser rann stromartig über die Strassen hinweg und aus den Gullis sprudelte es fröhlich vor sich hin, da das Abwassersystem völlig überfordert war mit den Wassermassen. Die Regenzeit in Mexiko hat definitiv begonnen.
Taxco selbst ist als Stadt auf den ersten Blick bei weitem nicht so einnehmend wie bspw. Guanajuato, dessen Zauber man sich vom ersten Moment nicht entziehen kann. Den Reiz Taxcos muss man sich erspähen. Beim ersten Eindruck nur eine etwas hübschere Kleinstadt mit leicht angedreckten weissen Hausfassaden, findet man beim Spazieren durch die Gassen viele zauberhafte kleine Details. Auch ist Taxco durch seine Lage mitten in den Bergen durchwoben mit Strassen, die auf und ab und auf und ab und um eine Kurve nach der anderen führen. Man kraxelt eigentlich die ganze Zeit bergauf oder bergab, und versucht, auf dem blitzblanken Pflasterstein nicht abzurutschen - denn die Strassen haben nicht selten eine Steigung von über 45 Grad (schätze ich mal, nen Winkelmesser hab ich aber nicht angelegt). Wenn man Backpackertouris also noch nicht an den obligatorischen Turnschuhen und Baumwollwickelhosen erkannt hat, so spätestens am hochroten Kopf von der Bergauf-Bergab-Anstrengung und der ungewohnten Höhenluft.
Am Samstagabend habe ich mir dann in einem alternativ angehauchten Restaurant ein Live-Konzert angehört. Die ausgeschriebene"Rock"-Band entpuppte sich als Combo mehrerer Oldies, die wenig rockig, dafür aber hochkonzentriert Klassiker der Beatles, Rolling Stones und anderer Musiklegenden spielten und dabei genauestens jedes "na,na,na" in den Noten mitzählten. Es war herrlich. Dazu gabs wunderbaren mexikanischen Rotwein. Was will man mehr.
Am nächsten Tag habe ich, nachdem ich in meinem kleinen, überaus freundlichen und hübschen Hostel "Joan Sebastian" ordentlich ausgeschlafen habe, den Aussichtspunkt an der Kirche Guadalupe erklimmt. Anders als "erklimmen" kann man dieses Bergraufhecheln nicht nennen. Der Ausblick war grossartig, und da ich mich eh erstmal nicht mehr bewegen konnte, blieb ich dort lange sitzen. Was für ein Ausblick! Was für eine Luft - so sauber :)!
Während dieses Wochenendes regnete es zwar nur einmal für ein halbes Stündchen. Die Sonne liess sich aber nur am Sonntag ein wenig durch die Wolken erspähen. Das war allerdings schon mehr als ausreichend, um mir einen handfesten Sonnenbrand zu verpassen. Da ich in meiner stets panischen Angst vor vermehrten Krähenfüssen um die Augen nur da etwas Sonnencreme aufgetragen hatte, sah ich im Nachhinein aus wie ein rotgefärbter Brillenbär, mit knallroter Nase und weissgebliebenen Augen. Immerhin hatte die Sonnencreme den Test ausgezeichnet bestanden.
Als mein Bus auf der Heimfahrt die Grenze zum Distrito Federal, also nach Mexiko-Stadt überquerte, fing es pünktlich wieder an zu regnen. Das Wasser rann stromartig über die Strassen hinweg und aus den Gullis sprudelte es fröhlich vor sich hin, da das Abwassersystem völlig überfordert war mit den Wassermassen. Die Regenzeit in Mexiko hat definitiv begonnen.
domingo, 1 de junio de 2008
1.06.: Stadtrundfahrt im "Turibus"
Weil man an den Ausmassen Mexiko-Stadts selbst als passioniertester Fussgaenger beim Versuch, die Stadt zu erkunden, zingend scheitern muss, hab ich mich diesen Sonntag in den "Turibus" gesetzt. Der "Turibus" ist eine grossartige Erfindung. Zwar fährt er wie jeder andere Stadtrundfahrtsbus brav seine grosse Runde durch und um das Stadtzentrum. Allerdings bleibt man während dessen als Stadtbesichtiger nicht einfach sitzen oder steigt mal eben für eine 10-minütige Fotopause aus. Der "Turibus" ist so konzipiert, dass man an seinen 24 Haltestellen jederzeit mit dem gleichen Ticket ein und wieder aussteigen kann - und das den ganzen Tag. Dafür bezahlt man nur schlappe 6 Euro. Die Fahrt alleine dauert etwa 3-4 Stunden. Dabei sind die Besichtigungen an den einzelnen Haltestellen noch gar nicht mit inbegriffen. Und auch wenn man meinen könnte, die Zeit würde ausreichen, um dreimal um die Stadt herumzufahren, so sind im Programm nur die nördlich gelegenen Touriviertel um das historische Stadtzentrum, die Colonia Roma (Colonias heissen die einzelnen Viertel), die Colonia Condesa, Polanco (mein Viertel) und alles rund um den riesigen Stadtpark Chapultepec eingeschlossen. Die südlichen, alternativen Stadtzentren Coyoacan und San Angel sind noch gar nicht mit dabei. Da man sich diese Viertel aber auch wunerbar erlaufen kann, ist deren Fehlen nicht so bedauernswert.
Während der Fahrt kann man es sich entweder im unteren muffigen Busraum gemütlich machen oder man wagt sich, mit allen Mitteln gegen die erbarmungslose Hochebenensonne geschützt, aufs offene Busdach. Von da aus hat man einen grossartigen Blick auf alle Sehenswürdigkeiten und das bunte Treiben am Strassenrand. Es ist allerdings sehr empfehlenswert, ab und an mal nach vorne zu gucken, da der Bus so hoch ist, dass einem nicht selten ein Ast von einem Baum gefährlich nahe kommt. Weil ich natürlich wie ein Rundumradar in die Gegend geguckt hab und nicht nach vorne, hat mir ein Palmenzweig fast meinen Hut vom Kopf gerissen, wäre da nicht das irrsinnig praktische Kinderbefestigungsbändchen. Wenn es dann langsam zu heiss wird, ist es ratsam, einfach mal auszusteigen und sich zu Fuss etwas anzuschauen. Ich bin während meiner Stadttour zweimal an einer der Haltestellen abgestiegen. Zum einen, um den grössten und schönsten Kunst- und Handwerksmarkt, die Ciudadela, zu besichtigen, der sich wie durch ein kleines Wohnviertel durch lauter kleine Gässchen erstreckt und einen hervorragenden Überblick bietet über sämtliche Stilrichtungen und Spielarten der mexikanischen Artesanía. Zum anderen, um mal wieder am Zócalo, dem historischen Stadtzentrum herumzulaufen, vorbei dem Regierungspalast, der alten Kathedrale und vielen anderen berühmten Gebäuden. Und um Mittag zu essen in dem gastfreundlichen und gemütlichen Café Popular, wo ich bereits am zweiten Tag nach meiner Ankunft zum ersten Mal mexikanisch gefrühstückt hatte. Und gegenüber in der Saftbar (im Gegensatz zu Saftladen) einen frischgepressten Karottensaft zu trinken. Das schmeckt so gut, man glaubt es kaum. Im Ernst. Frischer Karottensaft hat mit dem Pansch, den es bei uns in Flaschen zu kaufen gibt, und den man nur mit unterdrücktem Ekelgefühl aus übertriebenem Gesundheitswahn heraus zu sich nimmt, rein gar nichts zu tun. Der ist einfach nur echt lecker und beinahe fruchtig. Und gibt einem zudem angesichts der Schachtel Zigaretten, die man hier im übertragenen Sinne aufgrund des Smogs täglich einatmet, ein gutes Gefühl. Apropos Smog. Den merkt man auch gewaltig nach ca. 8 Stunden "Turibus"-Stadttour. Nach einigen Haltestellen merkt man deutlich, wie es in den Augen zu brennen beginnt und die in der Nase sticht, wenn man einatmet. Das kann bei Nichtmexikanern auch schon einmal zu Nasenbluten führen. Immerhin wirken die Dämpfe so beruhigend, dass man danach erst einmal wie ein Stein stundenlang schlafen kann. Auch wenn das für den Moment akzeptabel sein kann, bin ich allerdings froh, wenn ich wieder aus natürlicher Müdigkeit heraus und nicht aufgrund zu vieler Giftstoffe in der Luft einschlafe. Die Stadtrundfahrt lohnt sich trotzdem unbedingt, trotz und mit Smog, der nun einmal ein Teil dieser Stadt ist und es wohl, wenn die Autohersteller nicht schleunigst ihre Marktstrategien ändern und so etwas wie ein Umweltbewusstsein entwickeln, noch einige Zeit bleiben.
Während der Fahrt kann man es sich entweder im unteren muffigen Busraum gemütlich machen oder man wagt sich, mit allen Mitteln gegen die erbarmungslose Hochebenensonne geschützt, aufs offene Busdach. Von da aus hat man einen grossartigen Blick auf alle Sehenswürdigkeiten und das bunte Treiben am Strassenrand. Es ist allerdings sehr empfehlenswert, ab und an mal nach vorne zu gucken, da der Bus so hoch ist, dass einem nicht selten ein Ast von einem Baum gefährlich nahe kommt. Weil ich natürlich wie ein Rundumradar in die Gegend geguckt hab und nicht nach vorne, hat mir ein Palmenzweig fast meinen Hut vom Kopf gerissen, wäre da nicht das irrsinnig praktische Kinderbefestigungsbändchen. Wenn es dann langsam zu heiss wird, ist es ratsam, einfach mal auszusteigen und sich zu Fuss etwas anzuschauen. Ich bin während meiner Stadttour zweimal an einer der Haltestellen abgestiegen. Zum einen, um den grössten und schönsten Kunst- und Handwerksmarkt, die Ciudadela, zu besichtigen, der sich wie durch ein kleines Wohnviertel durch lauter kleine Gässchen erstreckt und einen hervorragenden Überblick bietet über sämtliche Stilrichtungen und Spielarten der mexikanischen Artesanía. Zum anderen, um mal wieder am Zócalo, dem historischen Stadtzentrum herumzulaufen, vorbei dem Regierungspalast, der alten Kathedrale und vielen anderen berühmten Gebäuden. Und um Mittag zu essen in dem gastfreundlichen und gemütlichen Café Popular, wo ich bereits am zweiten Tag nach meiner Ankunft zum ersten Mal mexikanisch gefrühstückt hatte. Und gegenüber in der Saftbar (im Gegensatz zu Saftladen) einen frischgepressten Karottensaft zu trinken. Das schmeckt so gut, man glaubt es kaum. Im Ernst. Frischer Karottensaft hat mit dem Pansch, den es bei uns in Flaschen zu kaufen gibt, und den man nur mit unterdrücktem Ekelgefühl aus übertriebenem Gesundheitswahn heraus zu sich nimmt, rein gar nichts zu tun. Der ist einfach nur echt lecker und beinahe fruchtig. Und gibt einem zudem angesichts der Schachtel Zigaretten, die man hier im übertragenen Sinne aufgrund des Smogs täglich einatmet, ein gutes Gefühl. Apropos Smog. Den merkt man auch gewaltig nach ca. 8 Stunden "Turibus"-Stadttour. Nach einigen Haltestellen merkt man deutlich, wie es in den Augen zu brennen beginnt und die in der Nase sticht, wenn man einatmet. Das kann bei Nichtmexikanern auch schon einmal zu Nasenbluten führen. Immerhin wirken die Dämpfe so beruhigend, dass man danach erst einmal wie ein Stein stundenlang schlafen kann. Auch wenn das für den Moment akzeptabel sein kann, bin ich allerdings froh, wenn ich wieder aus natürlicher Müdigkeit heraus und nicht aufgrund zu vieler Giftstoffe in der Luft einschlafe. Die Stadtrundfahrt lohnt sich trotzdem unbedingt, trotz und mit Smog, der nun einmal ein Teil dieser Stadt ist und es wohl, wenn die Autohersteller nicht schleunigst ihre Marktstrategien ändern und so etwas wie ein Umweltbewusstsein entwickeln, noch einige Zeit bleiben.
31.05.: Teotihuacan - Die Stadt der Götter
Dieses Wochenende stand auf meiner Sehenswürdigkeiten-Liste ganz dick Teotihuacán. Die berühmte Pyramidenstätte im Norden Mexiko-Stadts wollte ich mir schon lange einmal ansehen, nur haben mich bisher die recht aufreibende Fahrt dahin mit Metro und Bus ein bisschen davon abgehalten. Das sollte sich aber diesen Freitag ändern. Am Abend waren nämlich zwei meiner Kollegen, Daniel und Nadiana, und ich zum Essen mit den deutschen Professoren, welche diese Woche zu Auswahlgesprächen mexikanischer DAAD-Bewerber angereist waren, eingeladen. Das war auch wieder alles sehr angenehm und nett. Professoren sind immer nur in der Uni so unangenehm. Nach dem dritten Caipirinha dröhnte dann der eine, bereits etwas betagte Prof, "Und was macht denn unsere Praktikantin am Wochenende?". Als ich ihm daraufhin erzählte, dass ich mir Teotihuacán anschauen wolle, war er gleich ganz hellhörig und meinte dann "ja, da Könnse doch mit Professor Baumann fahren, der fährt da morgen auch hin, und zwar mit dem Taxi. das is doch netter als mitm ollen Bus, Mensch!". Womit er allerdings recht hatte. Prof. Baumann, der daneben sass, hatte auch gar nichts dagegen und wir verabredeten, dass er mich am nächsten Morgen nach deutscher Professorenzeit um halb neun abholen würde. Erwartungsgemaess übermüdet stiefelte ich am nächsten Morgen fünf nach halb neun mein Treppchen herunter. Da sass Herr Baumann schon im Taxi vor meiner Haustür und erklärte dem Taxifahrer minutiös den Tagesablauf. Dem Fahrer war eigentlich alles recht, der strahlte nur vor lauter Glück, denn mit der Fahrt zum 45 km ausserhalb der Stadt gelegenen Teotihuacán hatte er bei Weitem schon seinen Tagessoll erfüllt. Ich setzte mich brav hinten rein und ass verstohlen meine mitgebrachten Kekse, weil ich es noch nicht geschafft hatte, zu frühstücken. Eine Stunde später standen wir vor Teotihuacán und wurden schon von diversen Touristenführern bequatscht. Da Prof. Baumann vorher auch noch nie in Mexiko gewesen war, hielt er es für ganz sinnvoll, einen solchen anzuheuern, auch wenn es recht offensichtlich war, dass der gute Mann nicht unbedingt Kulturwissenschaft studiert hatte. Der Touriführer verlangte einen horrenden Preis für seine unschätzbare Wissensvermittlung und fuhr uns dann als allererstes zu einem Souvenirshop, in dem angeblich die einzigen erlaubten Duplikate von Ausstellungsstücken aus dem Museo de Antropología verkauft würden. Ziemlicher Dösbuddel, den Kram gibts überall. Zudem musste uns ein noch nicht volljähriger und angesichts des gestrengen Blickes des Profs ziemlich nervöser Mexikanerjunge verschiedenes Vulkangestein vorstellen, dass in der Nähe der Pyramiden gefördert worden sein sollte. Bereits bei der Erklärung des ersten Steins hakte Prof. Baumann detailgenau dazwischen, da er sofort bemerkt hatte, dass es sich keinesfalls um das Gestein handeln könne, dass man uns vorgaukelte. Der Herr Professor für Elektro... war nämlich auch Hobbymineraloge. Da war der kleine Mexikaner ganz schön geliefert. Den rest der Steinerläuterungen übernahm der Prof. Die eigentliche Führung zu den Pyramiden war inhaltlich fast ebenso daneben. Hier konnte der Professor zwar nicht einhaken, jedoch hatte ich mir vorher ein paar Sachen zu Teotihuacán durchgelesen, und merkte bereits bei den ersten Zahlenabgaben, dass uns der olle Touriführer Mumpitz verkaufte. Es ist aber auch einfach zu ärgerlich, dass sie mit einem solchen Kleinmüll durchkommen. Statt uns also wirklich Wissenswertes zu der Entstehung der Pyramiden, deren Baukunst eben solche Rätsel aufwirft wie die ägyptischen, zu erzählen oder die zeremoniellen Festakte u.ä. zu beschreiben, führte uns der Tourityp wiederholt vor Wandgemälde und forderte mich dann auf (weil ich ja so nett, klein und dumm aussah), z.B. die Augen an der Wand zu zählen. Oder die Federn. Oder die Schlangenköpfe. Eigentlich musste ich immer irgendetwas zählen und kam mir ganz schön verklapst vor. Professor Baumann hörte schon gar nicht mehr zu. Unser Taxifahrer aber, den der Prof. eingeladen hatte, mitzukommen, grinste begeistert vor sich hin und zählte leise immer mit, als würde ihm das irgendwelche Geheimnisse erschliessen. Naja, mir erschloss sich jedenfalls dadurch gar nichts und so las ich mir gemeinsam mit dem Prof im Anschluss an diese miserable Führung die Erläuterungen von Stefan, meinem Reiseführer, durch. Stefan hatte wie immer voll den Durchblick. Daher habe ich folgendes erfahren (nur kurz als Einführung): Teotihuacan war als Stadtgebiet etwa ab 600 v.Chr. bis 750 n.Chr. bewohnt und beherbergte zu seinen Hochzeiten bis zu 200 000 Menschen. Die Forschung dahingehend ebenso wie zur Lebensweise der Menschen ist jedoch sehr mühsam, da es keinerlei schriftlichen Überlieferungen gibt. Jedoch weiss man, dass der Einfluss Teotihuacáns (zu ihren Zeiten eine der grössten Städte der Welt), bis weit über die Grenzen des heutigen Mexikos reichte. Ab dem 5. Jh. n. Chr. verlor die Stadt allerdings an Bedeutung und auch die Bevölkerung wanderte aus nicht geklärten Gründen ab. man vermutet, dass durch Bodenerosion man nicht mehr in der Lage war, die riesige Stadt zu ernähren. Zuletzt kam es zu gewaltigen Zerstörungen und Massenhinrichtungen, die wohl die Stadtbewohner aus rituellen Gründen selbst vollzogen haben sollen. Der Name Teotihuacán geht auf die Atzeken zurück, die die Stadt so genannt haben, weil sie glaubten, dort lebten iher Götter. Denn Teotihuacán heisst zu deutsch "Der Ort, an dem die Menschen Götter wurden". Wie die Bewohner der Stadt selbst diese nannten, liegt im Dunkeln. Seit dem 19. Jh. wird das Gebiet archäologisch erforscht und wieder begehbar gemacht. Allerdings liegen bis heute noch über 35 Pyramiden unter Erdschichten, die aussehen wir lauter kleine Hügel, begraben. Die beiden wichtigsten Pramiden, die Mondpyramide mit ihrem weitläufigen zeremoniellen Vorplatz und die gewaltige Sonnenpyramide, deren Grösse fast an die Cheopspyramide heranreicht und an deren Seiten sich die ganze Stadt geometrisch ausrichtet, sind aber zu besichtigen. Auf die Sonnenpyramide kann auch sogar ganz heraufsteigen. Wenn es denn die Lunge aushält. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich schon nach der Hälfte des Aufstiegs aus allen Löchern pfiff und umkehren musste. Der Professor wollte erst gar nicht hoch. Dafür haben wir uns aber noch das ebenfalls auf dem Gelände gelegene Museum zu Teotihuacán angeschaut, was auch ziemlich interessant war, zumal mich der Prof professorenartig immer wieder auf die ein oder andere Entdeckung seinerseits hinwiess ("Na, kommense ma rübber, schaunse sich das ma an!"). Ihm schien es tatsächlich nicht unrecht zu sein, dass er eine bereitwillige Zuhörerin dabei hatte. Nach dem wir in einem Restaurant noch eine Kleinigkeit gegessen hatte (uiuiuiui, Queso Fundido con Chorizo, gschmolzener Käse mit spanischer Wurst, gewaltig fettig), wozu der Taxifahrer und ich wiederum eingeladen wurden, fuhren wir wieder Richtung Stadt. Von weitem war schon die bekannte Dunstglocke über den Häusermassen zu sehen. Als ich gegen vier wieder in einem kleinen dachstübchen ankam, war ich unerklärlicherweise so müde, dass aus meinem geplanten 5-Minuten-mittagsschlaf 4 Stunden wurden.
domingo, 25 de mayo de 2008
24.05.: Eine mexikanische Upper-Class-Hochzeit
Dagia hatte mich zu der Hochzeit ihrer Cousine eingeladen, welche am Samstag, den 24.05.2008 stattfinden sollte. Die Hochzeit sollte abends um acht mit der Trauungszeremonie beginnen und dann bis zum Morgengrauen andauern. Ich bezweifelte stark, ob die älteren Mexikaner dieser Nachtschicht gewachsen seien, aber ich sollte noch zum besseren belehrt werden. Ich setzte mich also Samstag mittag in den Bus in Richtung des Elternhauses von Dagia. Wie viele andere in ihrem Alter (Dagia ist immerhin 27 Jahre alt) wohnt sie noch bei ihren Eltern. In Mexiko ist es durchaus üblich, bis man eine eigene ausreichend bezahlte Anstellung gefunden hat, zu Hause zu wohnen. Auf dem Weg dahin rief sie mich jedoch an und bestellte mich zu einem nahe gelegenen Friseur. Dort warteten sie und ihre Freundinnen bereits mit Lockenwicklern in den Haaren und Plastikaufklebern auf den künstlich verlängerten Nägelchen, für die sie jeweils gut 50 Euro hinlegten. Angesichts der glühend heiss dampfenden Haarplätteisen konnte ich mich gerade noch vor einer überteuerten Verunstaltung meiner Haare drücken und wartete einfach geduldig, bis die Damen gewaschen, manikürt und gepudert waren. Anschliessend fuhren wir zu Dagia und stopften uns dort den Bauch voll. Dann führte sie mich in das Ankleidezimmer ihrer Schwester, die angeblich mehr meinen Massen entspräche als Dagia, um ein Kleid für mich zu suchen. Das mit den Massen stimmte nicht ganz. Das schliesslich ausgesuchte Kleid war immerhin so eng, dass der Reissverschluss nur mit Luftanhalten und gemeinsamen Ziehen und Zerren zu ging. Prompt wurde mir auch wieder schlecht im Auto. Das lag aber auch an der holprigen Fahrweise von Ricardo, einem Freund von Dagia, welcher uns beide zu der Trauung abgeholt hatte. Zudem sind auf Mexikos Strassen überall Stopper im Asphalt eingebaut. Doch anstatt tatsächlich langsamer zu fahren, geben die Mexis noch mal extra Gas, um so richtig flott drüberzuhüpfen. Autsch. Halbwegs pünktlich kamen wir dennoch an der Kirche in Coyoacan, dem bereits erwähnten zauberhaften Stadtteil Mexiko-Stadts, an. Die Kirche selbst war recht alt und hatte einen wunderbar idyllischen Vorhof mit grossen alten Bäumen und kleinen Pflastersteinwegen. Die Hochzeitsgesellschaft bewegte sich gerade ins Kircheninnere, wo sie sich nach Braut- und Bräutigamszugehörigkeit getrennt setzte. Ich folgte meinem Begleiter auf die Brautseite (Dagia hatte beim Friseur sitzend nebenher erwähnt, dass sie sich ja schon so darauf freue, dass Fernando, ihr bei mir nicht sonderlich beliebter Cousin, und ich zusammen auf die Hochzeit gehen würden. Mir klappte der Kiefer runter. Ich wusste ja nichts von meinem Glück. Immerhin konnte ich ihr dann vorsichtig klar machen, dass sie von ihrer Hoffnung diesbezüglich sich ein bisschen hatte davon tragen lassen. Ein bisschen sehr.). Die Trauungszeremonie war herzerwärmend und bewegend und unterschied sich sonst nicht sonderlich von allen anderen Trauungen auch. Es war eben eine katholische Hochzeit. Allerdings wird bei mexikanischen Hochzeiten scheinbar eine Musikzusammenstellung besonders gerne verwendet (immerhin wurden genau die selben Stück in der kleinen Kirche von Guanajuato gespielt). Der berühmte Hochzeitsmarsch als Einzug. Dann, nach dem Ja-Wort, das "Ave Maria". Und einige weitere, sehr bekannte Werke, die ich aber nicht benennen kann. Der Pfarrer hielt eine sehr warme und anrührende Rede über die Bedeutung der Liebe und den Gleichklang von Mann und Frau, wobei er es nicht unterliess, zu erwähnen, wie wichtig die gegenseitige Achtung und besonders der Respekt gegenüber der Frau ist, denn Gott habe sie aus dem gleichen Fleische gemacht. Eine alte Mexikanerin neben mir nickte dazu bedeutungsschwanger mit ihrem kleinen Hutzeldutt. Nach der Trauung und einem weniger ausgiebigen fotographischem In-Szene-Setzen vor der Kirche (es war bereits zehn und stockdunkel vor der Kirche, eindeutig ein grosser Nachteil der mexikanischen Tradition), fuhr die Hochzeitsgesellschaft zu dem Hotel, in dem das eigentliche Festgelage stattfinden sollte. Der Saal war ausnehmend elegant und schick gestaltet, wenn auch leider überhaupt nicht traditionell mexikanisch oder folkloristisch, wie ich gehofft hatte. Stattdessen sah alles mehr aus wie bei amerikanischen High-School-Abschlussfeiern. Wie immer tendiert die mexikanische High-Society dazu, US-amerikanische Moden zu kopieren, weil sie es sich leisten können. Ich war aber nur kurz ein bisschen enttäuscht. Dann sah ich das 5-Gänge-Menü und freute mich, so sehr, dass ich mein viel zu enges Kleid, und den Vorsatz, an diesem Abend nur Brotkrumen zu mümmeln, vergass. Doch bevor das Diner beginnen konnte, mussten sich sämtliche Mitglieder dieser riesigen Familie noch ausführlichst begrüssen. Zu meiner grossen innerlichen Empörung wurde auch ich einem Dutzend der Cousins und Cousinen an der Seite Fernandos vorgestellt. Den Rest des Abends vermied ich es recht erfolgreich, in seiner Nähe zu sein und mich über die spannende Tätigkeit eines Steueranwalts zu unterhalten. Das 5-Gänge-Menü war einfach grossartig. Wer danach aber noch nicht genug geschlemmt hatte, konnte sich im Foyer des Hotels an einer International Coffee Bar bedienen, an der es Kaffee, unterschiedliche Likörs und Hochprozentiges zum Mixen, Sahne, Erdbeer- und Kiwistückchen, Schokoladenstreusseln und zwei ganz reizende kleine Schokoladenspringbrunnen gab, einen mit weisser und einen mit Vollmilchschokolade. Ich möchte sowas in meiner Wohnung. Mexikanisch waren diese Delikatessen jedoch auch nicht. Das landestypischste an dieser Hochzeit waren wohl die immense Herzlichkeit der Familie untereinander (als auch gegnüber mit und anderen aussenstehenden Gästen) sowie deren tatsächlich bemerkenswerter Feierausdauer. Direkt nach der Eröffnung der Tanzfläche durch das Brautpaar stürmten jung und alt aufs Parkett und tanzten allein oder zu zweit über Stunden hinweg, unermüdlich bis in die frühen Morgenstunden. Nur zum Ausruhen oder um sich ein Schlückchen zu genehmigen, ging man kurz zu seinem Platz zurück. Ab morgens um fünf zogen die ersten ihre Schuhe aus und warfen sie kurzerhand an den Rand, um barfuss weiter zu tanzen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der liebe Papa der wunderhübschen Braut, der mit seinem schlohweissen Haar und seinem alles überstrahlendem stolzen Lächeln im Gesicht bis zuletzt auf dem Parkett herumtanzte und dabei jeden einzelnen der vielen Gäste begrüsste, ganz, als wäre es seine eigene Hochzeit. Morgens um sechs kamen endlich die sehnsüchtig erwarteten Mariachis, die berühmten mexikanischen Musikanten, welche auf keiner Familienfeier fehlen dürfen. Sie bauten sich auf der Tanzfläche auf und spielten über eine Stunde lang sämtliche vom Publikum gewünschten mexikanischen Volkslieder. Dabei fiedelten und sangen sie herzzerreissend vom Schmerz unerfüllter Liebe, Vaterland und Familie. Die Gäste sangen, gut angetrunken, wie sie waren, alle laut und begeistert mit. Nachdem die Mariachis ihr Programm beendet hatten, gab es noch einen weiteren Höhepunkt des Festes: Den Brautstrausswurf. Unter Johlen und Klatschen mussten sämtliche ledige Damen im Saal zuerst in einer Polonaise durch die Reihen ziehen um sich dann vor der Braut aufzubauen und mit erhobenen Armen den Brautstrausswurf zu erwarten. Und wer ausgerechnet unter all den Damen fing den Strauss? Nein, nein, nicht ich. Bloss nicht. Am Ende müsste ich noch einen Mexi heiraten. Das fehlt noch. Nein, Dagia fing den Strauss und grinste den Rest des Abends wie ein kleines Honigkuchenpferd. Seit einigen Monaten ist sie nämlich mit einem Deutschen liiert und wünscht sich nichts als zu ihm nach Deutschland zu können. Demnach war der Strauss ein gutes Omen. Nach einigen weiteren Tanzrunden machte sich doch schliesslich die allgemeine Erschöpfung bemerkbar. Draussen fing es auch schon an zu dämmern und so machte man sich langsam auf nach Hause. Dagia und Ricardo fuhren mich zurück zum DAAD-Büro. Ich war fix und fertig und meine Füsse erinnerten eher an Pfannkuchen als an menschliche Extremitäten. Den Sonntag verbrachte ich demnach auch im verkaterten Dämmerzustand. Nichtsdestrotrotz wünsche ich mir von herzen, dass auf meiner Hochzeit auch einmal ebenso ausgelassen und unermüdlich gefeiert und getanzt wird, bis die Sonne aufgeht, so wie bei dieser Hochzeit.
21.05.: So viel Spass für wenig Geld
In Mexiko-Stadt läuft derzeit ein Theaterstück namens "Memoria" (Erinnerung) im Teatro Galeón. Am vergangenen Wochenende hatte ich bereits eine Kritik voller Lobeshymnen über das Stück in der Zeitung gelesen und wollte mir das unbedingt anschauen. Zufälligerweise schrieb mir einen Tag später Dagia eine Nachricht, ob ich mir nicht eben dieses Stück mit ihr ansehen wolle, da sie Freikarten habe. Dagia arbeitet in einem Kinderprojekt einer jüdischen Hilfsorganisation und sollte sich daher das Stück, dass im Nazi-Deutschland zu Beginn des Krieges spielt, ansehen. Wir verabredeten uns also für Mittwoch abend halb acht.
Wie gewohnt zehn Minuten zu spät war ich am Mittwoch schliesslich am Treffpunkt und hielt mit wachsender Sorge nach Dagia Ausschau. Wir wollten uns vorm Auditorio Nacional, einem der grössten Veranstaltungshäuser Mexiko-Stadts, treffen. Doch nirgendwo auf den weitläufigen Treppen zum Auditorio war etwas von Dagia zu sehen. Irgendwann kam mir das recht eigenartig vor und, da ich zudem das Gefühl hatte, mein Handy nicht mit zu haben (jedenfalls konnte ich es in den mysteríösen Weiten meiner Handtasche nicht finden), ging ich kurzerhand in die Galerie des Auditorios, um dort nach Dagia zu schauen. Den Türstehern erklärte ich recht genervt, dass ich da nur kurz nach einer Freundin schauen wolle, und drückte mich um den Eintritt. In der Galerie hatten sich eine Menge aufgeregter Fotografen und Presseleute sowie ebenso viele Pseudo-Rocker-Stylo-Typen, die sich gegenseitig in ihrem betont schäbigen und nachlässigen Grunge-Stil übertrumpften. Dagia war wiederum nirgendwo zu sehen. Da ich sie auch nicht anrufen konnte dank abwesendem Handy, entschloss ich mich, mir die Ausstellung einfach mal anzuschauen, anstatt gleich verbiestert nach Hause zu gehen. Ich mischte mich unter das hippe Publikum und tat unglaublich interessiert. Eigentlich finde ich Fotografieausstellungen nämlich nicht so spannend. Im Gegensatz zur Bildenden Kunst weiss ich nie so recht, wo durch sich die Arbeiten eigentlich auszeichnen und kann ausserdem keinen persönlichen Bezug zu den Künstlern herstellen, da ich die Fotografen sowieso nicht kenne. In diesem Fall war das aber ganz anschaulich gemacht. Bob Gruen, der New Yorker Fotograf, dem die gesamte Ausstellung gewidmet war, war selbst anwesend und gab an jeder Ecke kleine Anekdoten zum besten. Ausserdem gab es riesige Doku-Tafeln, die seine Arbeiten und deren Besonderheiten erklärten. Bob Gruen war nämlich über Jahrzehnte hinweg Dokumentator der wachsenden und sich etablierenden Rockbewegung. Durch seinme teils sehr engen freundschaftlichen Kontakte zu vielen Rockstars gelangen ihm einzigartige ungestellte und persönliche Aufnahmen. Unter den Stars waren Grössen wie Elton John, The Clash, Debbie Harry, Led Zeppelin, John Lennon oder Marvin Gaye. Und die Fotografien waren echt brillant. So zeigte ein Foto Elton John (wahrscheinlich auf der Höhe seines ezessiven Kokain-Genusses) an seinem Flügel, wie er vor lauter Begeisterung beim Singen waagerecht nach hinten hochsprang und mit den Beinen über Kopfhöhe weiter ekstatisch auf die Klaviatur einspielte. Oder dieses coole Foto von Led Zeppelin, mit wehenden Haaren und offenen Hemden vorm eigens nach ihnen benannten Flieger (siehe Fotos). Oder John Lennon und Yoko Ono bei einer Privatfeier im Gespräch versunken, mit einem innigen Blick, wie ihn kein Künstler nachbilden könnte. Diese Fotographien waren wirklich sehenswert. Mindestens ebenso hervorragend waren aber die Häppchen und Canapes, die die befrackten Kellner auf ihren Tabletts umhertrugen. Ich habe bestimmt 20 davon gegessen. Kleine Cracker mit Krabbencocktail, mit delikaten Cremes gefüllte Blätterteigtäschchen, und andere ausgewählte Kinkerlitzchen und als Dessert winzig kleine Küchlein mit Mousse-au-chocolate- oder Honig-Nuss-Geschmack. Ich war entzückt. Dazu gabs Wein und Sekt en masse und wann immer man Nachschub verlangte, lief gerade wieder ein Kellner vorbei. Ich war also gut satt und leicht beschwipst, als es schliesslich in meiner Handtasche klingelte und ich merkte, dass ich mein Handy ja doch mitgenommen hatte. Es war Dagia, die selbst zu spät gekommen war und nun doch noch schnell ins Theater wollte. Wir trafen uns am Eingang der Galerie und flitzten zusammen zum Teatro Galeón um die Ecke. Das Stück hatte selbstverständlich schon angefangen. Zum Glück gibt es in Mexiko keine "Nach Beginn kein Einlass"-Regelungen und wir wurden vom Portier leise zum Platz geleitet (er lief mit einer Taschenlampe, mit welcher er jede einzelne Stufe beleuchtete, vorne weg - das ist doch nett). Komischerweise mussten wir schon wieder keinen Eintritt zahlen, obwohl in der Zeitung etwas von 10 Euro (umgerechnet) gestanden hatte. Das Stück war wirklich beeindruckend, mit wechselnden kleinen Bühnen in der Mitte vom umsitztenden Publikum oder sogar mittendrin. Es beschrieb aus verschiedenen Blickwinkeln den Umgang des deutschen Volkes mit der Politik des NS-Regimes und die unterschiedliche Wahrnehmung der Verfolgung der Juden. Das Bühnenbild war gleichermassen schlicht wie ergreifend. Die nett eingerichteten Wohnzimmerkulissen in der Mitte des Saals thronten auf Gleisabschnitten, die alle zu einem am Bühnenrand angedeuteten Gefängniskomplex führten. Hinter dessen Stacheldrahtzaun gingen - während sich im Zentrum die eigentlichen Szenen der deutschen Familien abspielten - fortwährend geisterhafte, kahlgeschorene Gestalten umher. Die Atmosphäre wurde immer beklemmender. Auch wenn ich nicht alles genau verstand, da sich die Schauspieler in Rage redeten und durcheinander riefen, mussten die Einzelschicksale jedem verständlich werden. Von dem leichtgläubigen und beeinflussbaren Arbeiterjungen, der sich unbedingt der SS anschliessen wollte, weil er sich davon eine glazvolle Karriere versprach. Über das Ehepaar, dass die Politik der NSDAP ablehnt und doch seine Heimat nicht verlassen will. Bis hin zu der jüdischen Gattin, die vergeblich versucht, ihren deutschen Ehemann von der ihr drohenden Gefahr zu überzeugen und schliesslich alleine geht, den Koffer in der Hand, und ihn ungläubig zurücklässt. Gleichermassen erschüttert und begeistert von dieser lebendigen Darstellung des Lebens in der NS-Zeit verliessen wir das Theater. Müde, satt und sehr guter Dinge ging ich nach Hause.
Wie gewohnt zehn Minuten zu spät war ich am Mittwoch schliesslich am Treffpunkt und hielt mit wachsender Sorge nach Dagia Ausschau. Wir wollten uns vorm Auditorio Nacional, einem der grössten Veranstaltungshäuser Mexiko-Stadts, treffen. Doch nirgendwo auf den weitläufigen Treppen zum Auditorio war etwas von Dagia zu sehen. Irgendwann kam mir das recht eigenartig vor und, da ich zudem das Gefühl hatte, mein Handy nicht mit zu haben (jedenfalls konnte ich es in den mysteríösen Weiten meiner Handtasche nicht finden), ging ich kurzerhand in die Galerie des Auditorios, um dort nach Dagia zu schauen. Den Türstehern erklärte ich recht genervt, dass ich da nur kurz nach einer Freundin schauen wolle, und drückte mich um den Eintritt. In der Galerie hatten sich eine Menge aufgeregter Fotografen und Presseleute sowie ebenso viele Pseudo-Rocker-Stylo-Typen, die sich gegenseitig in ihrem betont schäbigen und nachlässigen Grunge-Stil übertrumpften. Dagia war wiederum nirgendwo zu sehen. Da ich sie auch nicht anrufen konnte dank abwesendem Handy, entschloss ich mich, mir die Ausstellung einfach mal anzuschauen, anstatt gleich verbiestert nach Hause zu gehen. Ich mischte mich unter das hippe Publikum und tat unglaublich interessiert. Eigentlich finde ich Fotografieausstellungen nämlich nicht so spannend. Im Gegensatz zur Bildenden Kunst weiss ich nie so recht, wo durch sich die Arbeiten eigentlich auszeichnen und kann ausserdem keinen persönlichen Bezug zu den Künstlern herstellen, da ich die Fotografen sowieso nicht kenne. In diesem Fall war das aber ganz anschaulich gemacht. Bob Gruen, der New Yorker Fotograf, dem die gesamte Ausstellung gewidmet war, war selbst anwesend und gab an jeder Ecke kleine Anekdoten zum besten. Ausserdem gab es riesige Doku-Tafeln, die seine Arbeiten und deren Besonderheiten erklärten. Bob Gruen war nämlich über Jahrzehnte hinweg Dokumentator der wachsenden und sich etablierenden Rockbewegung. Durch seinme teils sehr engen freundschaftlichen Kontakte zu vielen Rockstars gelangen ihm einzigartige ungestellte und persönliche Aufnahmen. Unter den Stars waren Grössen wie Elton John, The Clash, Debbie Harry, Led Zeppelin, John Lennon oder Marvin Gaye. Und die Fotografien waren echt brillant. So zeigte ein Foto Elton John (wahrscheinlich auf der Höhe seines ezessiven Kokain-Genusses) an seinem Flügel, wie er vor lauter Begeisterung beim Singen waagerecht nach hinten hochsprang und mit den Beinen über Kopfhöhe weiter ekstatisch auf die Klaviatur einspielte. Oder dieses coole Foto von Led Zeppelin, mit wehenden Haaren und offenen Hemden vorm eigens nach ihnen benannten Flieger (siehe Fotos). Oder John Lennon und Yoko Ono bei einer Privatfeier im Gespräch versunken, mit einem innigen Blick, wie ihn kein Künstler nachbilden könnte. Diese Fotographien waren wirklich sehenswert. Mindestens ebenso hervorragend waren aber die Häppchen und Canapes, die die befrackten Kellner auf ihren Tabletts umhertrugen. Ich habe bestimmt 20 davon gegessen. Kleine Cracker mit Krabbencocktail, mit delikaten Cremes gefüllte Blätterteigtäschchen, und andere ausgewählte Kinkerlitzchen und als Dessert winzig kleine Küchlein mit Mousse-au-chocolate- oder Honig-Nuss-Geschmack. Ich war entzückt. Dazu gabs Wein und Sekt en masse und wann immer man Nachschub verlangte, lief gerade wieder ein Kellner vorbei. Ich war also gut satt und leicht beschwipst, als es schliesslich in meiner Handtasche klingelte und ich merkte, dass ich mein Handy ja doch mitgenommen hatte. Es war Dagia, die selbst zu spät gekommen war und nun doch noch schnell ins Theater wollte. Wir trafen uns am Eingang der Galerie und flitzten zusammen zum Teatro Galeón um die Ecke. Das Stück hatte selbstverständlich schon angefangen. Zum Glück gibt es in Mexiko keine "Nach Beginn kein Einlass"-Regelungen und wir wurden vom Portier leise zum Platz geleitet (er lief mit einer Taschenlampe, mit welcher er jede einzelne Stufe beleuchtete, vorne weg - das ist doch nett). Komischerweise mussten wir schon wieder keinen Eintritt zahlen, obwohl in der Zeitung etwas von 10 Euro (umgerechnet) gestanden hatte. Das Stück war wirklich beeindruckend, mit wechselnden kleinen Bühnen in der Mitte vom umsitztenden Publikum oder sogar mittendrin. Es beschrieb aus verschiedenen Blickwinkeln den Umgang des deutschen Volkes mit der Politik des NS-Regimes und die unterschiedliche Wahrnehmung der Verfolgung der Juden. Das Bühnenbild war gleichermassen schlicht wie ergreifend. Die nett eingerichteten Wohnzimmerkulissen in der Mitte des Saals thronten auf Gleisabschnitten, die alle zu einem am Bühnenrand angedeuteten Gefängniskomplex führten. Hinter dessen Stacheldrahtzaun gingen - während sich im Zentrum die eigentlichen Szenen der deutschen Familien abspielten - fortwährend geisterhafte, kahlgeschorene Gestalten umher. Die Atmosphäre wurde immer beklemmender. Auch wenn ich nicht alles genau verstand, da sich die Schauspieler in Rage redeten und durcheinander riefen, mussten die Einzelschicksale jedem verständlich werden. Von dem leichtgläubigen und beeinflussbaren Arbeiterjungen, der sich unbedingt der SS anschliessen wollte, weil er sich davon eine glazvolle Karriere versprach. Über das Ehepaar, dass die Politik der NSDAP ablehnt und doch seine Heimat nicht verlassen will. Bis hin zu der jüdischen Gattin, die vergeblich versucht, ihren deutschen Ehemann von der ihr drohenden Gefahr zu überzeugen und schliesslich alleine geht, den Koffer in der Hand, und ihn ungläubig zurücklässt. Gleichermassen erschüttert und begeistert von dieser lebendigen Darstellung des Lebens in der NS-Zeit verliessen wir das Theater. Müde, satt und sehr guter Dinge ging ich nach Hause.
jueves, 22 de mayo de 2008
19.05.2008: Frau BeMERKELswert in Mexiko
Während ich gerade herumsitze, und darauf warte, dass Rodrigo, der Webdesigner, die Fehler auf der neueinzurichtenden Seite behebt, kann ich auch ruhig einen Eintrag schreiben. Ist ja nicht meine Schuld, dass die Seite nicht funktioniert. Dafür habe ich aber gestern stundenlang ohne den geringsten Erfolg versucht, ein paar neue Interntseiten zu verlinken und hätte den Computer am liebsten in die ewigen Jagdgründe geschossen. Stattdessen hab ich mir heute selbstgefällig bestätigen lassen, dass der dumme Rodrigo Mist gebaut hat. Ich hatte wohl doch nicht ganz unrecht mit der Tequilaparty.
Jedenfalls war Frau Merkel am Montag in Mexiko. Frau Merkel, die die TITANIC vor einigen Jahren noch gewohnt böswillig als das Merkel betitelte, so wie das Dönerrrrrtierrrr, und die jetzt von allen Seiten geschätzt und mit ausgewählter Freundlichkeit empfangen wird (die unüberlegten Angriffe des venezolanischen Kollaborateurs mit Iran und China lasse ich einfach mal unkommentiert). Daran musste ich gerade noch denken. An die niedliche kleine Grinsebacke mit der komischen Topfschnittfrisur und dem ungeschminkten Dackelgesicht neben ihrem Ziehvater Helmut Kohl. An die, die keiner ernst genommen hat. Und jetzt stand sie als eine der wenigen Frauen umringt von allen wichtigen Politikerpersönlichkeiten beim Lateinamerikagipfel in Lima und war neben Zapatero als weiterer Vertreter der EU die wichtigste Ansprechpartnerin. Das macht mich unbegründeterweise ein bisschen stolz. Nicht, wie so mancher jetzt vermuten wird, weil Frau Merkel eine Frau ist. Sondern weil sie so lange so unterschätzt worden ist. Ich war also immerhin recht gespannt auf ihren Besuch in Mexiko-Stadt, nicht zuletzt, weil auch in unserer Aussenstelle immer wieder von diversen Empfängen, Veranstaltungen und Diners gesprochen wurde, an denen Frau Merkel zusammen mit dem Regierungschef Mexikos, Felipe Calderón, oder eben auch alleine, teilnehmen sollte. Soweit ich weiss, wurden die meisten Termine vorher noch abgesagt oder geändert. Lediglich ein grosses Festessen sollte am Montag, den 19.05. stattfinden. Mein Chef, Dr. Spitta, und einer der DAAD-Lektoren waren eingeladen. Ei, ich hätte sogar Dr.Spittas Schleppe getragen, um mitkommen zu können, aber leider hat er keine und überhaupt gingen meine anderen (ranghöheren) Kollegen ja auch nicht mit. Also konnte ich nur gespannt Herrn Spittas Bericht abwarten. Der fiel wie gewohnt flapsig aus und war mit unwesentlichen, wenn auch irre witzig beschriebenen, Details gespickt. Was es zu essen gab. Wer links und rechts von ihm sass (niemand der interessiert). Dass die Gäste eine Stunde auf Frau Merkel warten mussten. Auch die Ansprache konnte er eigentlich nicht mehr recht wiedergeben. Dr. Spitta hat, wie auch mir mittlerweile aufgefallen ist, ein gesundes Schlafbedürfnis und nutzt fast jede Redepause, um ein Nickerchen zu halten. Ein Kollege hat mir während der Kaffeepause erzählt, dass es auch schon mal vorkommt, dass er beim Reden einschläft, was dann besonders komisch ist, wenn er bei einer Konferenz spricht. Für mich und die anderen heisst das, dass es keine höflich gemeinte Nachfrage, sondern ein ernsthafter Hilfeschrei ist, wenn Herr Spitta um einen Kaffee bittet. Höchster Schnarchalarm. Trotz dieser kleinen Eskapaden ins Traumland ist Herr Spitta jedoch der tollste, engagierteste und gebildetste Direktor, den sich jegliche Bildungsinstitution wünschen kann, nur um sein Bild wieder ins rechte Licht zu rücken. Und da er eben genau weiss, wann man wirklich aufmerksam sein muss, wachte er auch just wieder in dem Moment auf, als Frau Merkel betonte, wie sehr sie die Präsentation des deutschen Bildungs- und Forschungsstandortes in Mexiko schätze und man diesen Arbeitsbereich unbedingt noch stärker unterstützen könne. Und Herr Spitta freute sich schon darauf, mit den genauen Zeilen dieser Rede als Beweisstück im Gepäck sich mit offener Hand an den Goldesel wenden zu können. Damit endete sein Bericht leider aber auch schon. Und ebenso meiner von alldem, was ich vom Merkelbesuch mitbekommen habe (abgesehen, von dem, was sowieso in den Zeitungen stand).
Jedenfalls war Frau Merkel am Montag in Mexiko. Frau Merkel, die die TITANIC vor einigen Jahren noch gewohnt böswillig als das Merkel betitelte, so wie das Dönerrrrrtierrrr, und die jetzt von allen Seiten geschätzt und mit ausgewählter Freundlichkeit empfangen wird (die unüberlegten Angriffe des venezolanischen Kollaborateurs mit Iran und China lasse ich einfach mal unkommentiert). Daran musste ich gerade noch denken. An die niedliche kleine Grinsebacke mit der komischen Topfschnittfrisur und dem ungeschminkten Dackelgesicht neben ihrem Ziehvater Helmut Kohl. An die, die keiner ernst genommen hat. Und jetzt stand sie als eine der wenigen Frauen umringt von allen wichtigen Politikerpersönlichkeiten beim Lateinamerikagipfel in Lima und war neben Zapatero als weiterer Vertreter der EU die wichtigste Ansprechpartnerin. Das macht mich unbegründeterweise ein bisschen stolz. Nicht, wie so mancher jetzt vermuten wird, weil Frau Merkel eine Frau ist. Sondern weil sie so lange so unterschätzt worden ist. Ich war also immerhin recht gespannt auf ihren Besuch in Mexiko-Stadt, nicht zuletzt, weil auch in unserer Aussenstelle immer wieder von diversen Empfängen, Veranstaltungen und Diners gesprochen wurde, an denen Frau Merkel zusammen mit dem Regierungschef Mexikos, Felipe Calderón, oder eben auch alleine, teilnehmen sollte. Soweit ich weiss, wurden die meisten Termine vorher noch abgesagt oder geändert. Lediglich ein grosses Festessen sollte am Montag, den 19.05. stattfinden. Mein Chef, Dr. Spitta, und einer der DAAD-Lektoren waren eingeladen. Ei, ich hätte sogar Dr.Spittas Schleppe getragen, um mitkommen zu können, aber leider hat er keine und überhaupt gingen meine anderen (ranghöheren) Kollegen ja auch nicht mit. Also konnte ich nur gespannt Herrn Spittas Bericht abwarten. Der fiel wie gewohnt flapsig aus und war mit unwesentlichen, wenn auch irre witzig beschriebenen, Details gespickt. Was es zu essen gab. Wer links und rechts von ihm sass (niemand der interessiert). Dass die Gäste eine Stunde auf Frau Merkel warten mussten. Auch die Ansprache konnte er eigentlich nicht mehr recht wiedergeben. Dr. Spitta hat, wie auch mir mittlerweile aufgefallen ist, ein gesundes Schlafbedürfnis und nutzt fast jede Redepause, um ein Nickerchen zu halten. Ein Kollege hat mir während der Kaffeepause erzählt, dass es auch schon mal vorkommt, dass er beim Reden einschläft, was dann besonders komisch ist, wenn er bei einer Konferenz spricht. Für mich und die anderen heisst das, dass es keine höflich gemeinte Nachfrage, sondern ein ernsthafter Hilfeschrei ist, wenn Herr Spitta um einen Kaffee bittet. Höchster Schnarchalarm. Trotz dieser kleinen Eskapaden ins Traumland ist Herr Spitta jedoch der tollste, engagierteste und gebildetste Direktor, den sich jegliche Bildungsinstitution wünschen kann, nur um sein Bild wieder ins rechte Licht zu rücken. Und da er eben genau weiss, wann man wirklich aufmerksam sein muss, wachte er auch just wieder in dem Moment auf, als Frau Merkel betonte, wie sehr sie die Präsentation des deutschen Bildungs- und Forschungsstandortes in Mexiko schätze und man diesen Arbeitsbereich unbedingt noch stärker unterstützen könne. Und Herr Spitta freute sich schon darauf, mit den genauen Zeilen dieser Rede als Beweisstück im Gepäck sich mit offener Hand an den Goldesel wenden zu können. Damit endete sein Bericht leider aber auch schon. Und ebenso meiner von alldem, was ich vom Merkelbesuch mitbekommen habe (abgesehen, von dem, was sowieso in den Zeitungen stand).
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