Am letzten Samstag bin ich mit Kristina und Gunther in das 2 Stündchen entfernte Wochenendmekka Cuernavaca gefahren. Kristina kenne ich über den DAAD, da sie als Sprachlehrassistentin an der hiesigen Universität UNAM für einen unserer DAAD-Lektoren arbeitet. Gunther macht bei ihr an der Uni gerade ein Praktikum. Und so sind wir alle zusammen gefahren. Das brachte auch den wunderbaren Umstand mit sich, dass ich die beiden zu einem Essen bei ihrem Deutschprofessor, der in Cuernavaca wohnt, begleiten konnte. Zuerst einmal wollten wir uns jedoch die Stadt anschauen. Kristina und ich kamen im Laufe des Vormittags in der Stadt an und steuerten erst einmal ein hübsches kleines Café an, um von dort aus das Flair der Stadt einzusaugen und uns ein bisschen mit Rührei, Frijoles und Quesadillas (Tortillas gefüllt mit geschmolzenem Käse, unheimlich lecker)zu stärken. Gunther war von der Party am Vorabend noch zu geschafft und wollte später nachkommen. Nach dem hervorragenden Frühstück liefen wir ein bisschen durch die Stadt und schauten uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an. Dazu gehört die altehrwürdige Kathedrale "La asunción" (Himmelfahrt) aus dem Jahre 1529 mit ihren lieblichen Wandgemälden, die sich in ihrer bildlichen und farblichen Schlichtheit auffällig von dem sonst allgegenwärtigen Barockprunk unterscheiden. Auch der Palacio de Cortés, der mehr einer Festung als einem Palast gleicht und auf den Trümmern einer Aztekenpyramide erbaut worden ist, gehört zum üblichen Touriprogramm. Der Palacio befindet sich zudem direkt am Zócalo, dem Hauptplatz der Stadt und liebsten Tummelort der Stadtbewohner. Dort setzten wir uns auf die Steintreppen und beobachteten den Trubel, während wir auf Gunther warteten und uns von einem ziemlich langen Spaziergang erholten (immerhin war es auch schon wieder verdammt heiss). Das Städtchen gefiel uns beiden jedoch ausnehmend, zumal wir vorher so einiges über eine "moderne, für den europäischen Besucher enttäuschende" Stadt gelesen hatte. Von Enttäuschung jedenfalls keine Spur. Cuernavaca wurde die Stadt übrigens erst von den Spaniern zur Zeit der Eroberung (Conquista) genannt, was schlicht "Kuhhorn" heisst. Den eigentlichen Namen der Stadt, "Quauhnáhuac" (aus der indigenen Sprache Nahuátl), konnten und wollten die Spanier nämlich nicht aussprechen, auch wenn dessen Bedeutung "Der Ort zwischen den Bäumen" der Stadt viel näher kommt.
Irgendwann am nachmittag tauchte schliesslich auch Gunther auf und schlug als erstes vor (scheinbar von der Busfahrt nach Cuernavaca angetan), man könne doch eine Stadtrundfahrt mit dem Bus machen. Ich war schon ziemlich kaputt und Kristina vom gestrigen Feiern ebenso angeschlagen, dass wir uns schnell überreden und für etwas mehr als 2 Euro für 1,5 Stunden durch die Stadt kutschieren liessen. Die Stadtführung im Bus entsprach wieder völlig den Ansprüchen, die man so an mexikanische Touristenführungen stellen kann. Nach den 1,5 Stunden wussten wir über jedes einzelne Hotel Bescheid, die Preise der verschiedenen Restaurants und welcher Schauspieler oder Sänger in welcher Villa residiert. Was die Gründung der Stadt anging, Reste von Aztekenruinen in und um die Stadt, wirtschaftliche oder kulturelle Faktoren - kein Wort. Stadtdessen rief die Busmoderatorin jedesmal, wenn wir an einer Ampel vorbeifuhren, und dort Leute warteten, gelangweilt: "guckt mal wer da steht!". Und alle Businsassen riefen wie auf Knopfdruck laut: Oooooooooh!. Das muss so ne Art Running-Gag in Mexiko sein, jedenfalls hab ich ihn nicht verstanden. Immerhin stiegen wir während der Tour einmal kurz aus, um die berühmten "Barrancas", die Schluchten der Stadt zu durchwandern. Die Barranca klaffte wie ein grosser Schlund ins Erdreich und liess an den Felswänden überall riesige Baukwurzeln hervortreten. Lianen hingen wie Spinnefäden von den Wurzeln bis hinunter in das kleine Flüsslein, dass sich irgendwann dorthin seinen Weg gebahnt hatte. Das war ein verwunschenes Paradies mitten in der geschäftigen mexikanischen Stadt. Zurück am Abfahrtsort mussten wir uns dann auch schon sputen, um noch halbwegs pünktlich beim Professor von Kristina und Gunther, den beide nur Siggi nannten, zu erscheinen. da er sich mir auch so vorstellte, bleibe ich bei Siggi. Er und sein Lebensgefährte haben eine hübsche kleine Wohnung im Dach am Rande der Stadt mit einer zauberhaften grossen Terasse, von der man einen umwerfenden Blick ins Tal hat und die mit ihren zahlreichen Pflanzen in schweren Terracottatöpfen so grün ist, dass man glaubt, in einem Garten zu sein. Über dem Tisch auf der Terrasse hing ein Schälchen mit grossen Blumenköpfen, und alle paar Minuten flog ein kleiner Kolibri herbei, um etwas von dem Nektar zu saugen. Siggi erzählte, wie er mittlerweile genau erkennen konnte, ob der Kolibri der "Besitzer" der Blüten oder ein "Eindringling" sei, je nach dem, wie schnell und hektisch sich der Kolibri verhielt. Das Essen war ein wahres Festmahl. Als Vorspeise gab es eine sahnige Gemüsesuppe. Zum Hauptgericht servierte Siggi eine valencianische Paella, die besser schmeckte, als alles, was ich je in Spanien gegessen hatte, und dazu Salat aus Bohnen, Tomaten und Avocado (alles wurde von ihm immer beschämt kommentiert mit "ach, das hat doch gar keine Mühe b´reitet" - man muss sich dazu vorstellen, dass Siggi aus Franken kommt und man ihm dazu merklich anhört, dass er schwul ist, was zu einer unschlagbar charmanten Aussprache führt). Als krönenden Abschluss wurde eine Cappucchino-Kirsch-Schokoladen-Torte gereicht. Es war verführerisch und die armen Praktikanten und Lehrassistenten langten kräftig zu. Nachdem Verdauungskaffee holte Siggis Lebensgefährte Eduardo seine Bilder heraus, denn er ist Maler, und richtete für uns auf der Terrasse unsere eigene persönliche Ausstellung her. Dazu erzählte er von den europäischen Künstlern, von denen er sich hat inspirieren lassen und es war eine Freude ihm zuzuhören. (Zwei seiner Bilder sind in der Fotoleiste zu sehen.) Dann war es leider schon acht und wir machten uns wieder auf nach "el D.F.", da wir mit Bus und anschliessender Metro noch gut 3 Stunden unterwegs sein würden. Im Bus wurde mir wie gewohnt schlecht und ich dachte mir nichts dabei. Allerdings ging die Übelkeit auch am Sonntag nicht weg und Montag musste ich mich zu Mittag (gerade als sich meine Kollegen zum EM-Gucken im Konferenzsaal versammelten!) im Büro entschuldigen. Bauchweh, aber was für welches. Ob das an den leckeren meeresfrüchten in der paella lag, kann ich nicht sagen. Immerhin kommt ja in Mexiko kein Tourist ohne Magenbeschwerden davon, das stand bei mir noch aus. Und die Paella war es allemal wert, verspeist zu werden.
martes, 17 de junio de 2008
Suscribirse a:
Enviar comentarios (Atom)
No hay comentarios:
Publicar un comentario