domingo, 1 de junio de 2008
31.05.: Teotihuacan - Die Stadt der Götter
Dieses Wochenende stand auf meiner Sehenswürdigkeiten-Liste ganz dick Teotihuacán. Die berühmte Pyramidenstätte im Norden Mexiko-Stadts wollte ich mir schon lange einmal ansehen, nur haben mich bisher die recht aufreibende Fahrt dahin mit Metro und Bus ein bisschen davon abgehalten. Das sollte sich aber diesen Freitag ändern. Am Abend waren nämlich zwei meiner Kollegen, Daniel und Nadiana, und ich zum Essen mit den deutschen Professoren, welche diese Woche zu Auswahlgesprächen mexikanischer DAAD-Bewerber angereist waren, eingeladen. Das war auch wieder alles sehr angenehm und nett. Professoren sind immer nur in der Uni so unangenehm. Nach dem dritten Caipirinha dröhnte dann der eine, bereits etwas betagte Prof, "Und was macht denn unsere Praktikantin am Wochenende?". Als ich ihm daraufhin erzählte, dass ich mir Teotihuacán anschauen wolle, war er gleich ganz hellhörig und meinte dann "ja, da Könnse doch mit Professor Baumann fahren, der fährt da morgen auch hin, und zwar mit dem Taxi. das is doch netter als mitm ollen Bus, Mensch!". Womit er allerdings recht hatte. Prof. Baumann, der daneben sass, hatte auch gar nichts dagegen und wir verabredeten, dass er mich am nächsten Morgen nach deutscher Professorenzeit um halb neun abholen würde. Erwartungsgemaess übermüdet stiefelte ich am nächsten Morgen fünf nach halb neun mein Treppchen herunter. Da sass Herr Baumann schon im Taxi vor meiner Haustür und erklärte dem Taxifahrer minutiös den Tagesablauf. Dem Fahrer war eigentlich alles recht, der strahlte nur vor lauter Glück, denn mit der Fahrt zum 45 km ausserhalb der Stadt gelegenen Teotihuacán hatte er bei Weitem schon seinen Tagessoll erfüllt. Ich setzte mich brav hinten rein und ass verstohlen meine mitgebrachten Kekse, weil ich es noch nicht geschafft hatte, zu frühstücken. Eine Stunde später standen wir vor Teotihuacán und wurden schon von diversen Touristenführern bequatscht. Da Prof. Baumann vorher auch noch nie in Mexiko gewesen war, hielt er es für ganz sinnvoll, einen solchen anzuheuern, auch wenn es recht offensichtlich war, dass der gute Mann nicht unbedingt Kulturwissenschaft studiert hatte. Der Touriführer verlangte einen horrenden Preis für seine unschätzbare Wissensvermittlung und fuhr uns dann als allererstes zu einem Souvenirshop, in dem angeblich die einzigen erlaubten Duplikate von Ausstellungsstücken aus dem Museo de Antropología verkauft würden. Ziemlicher Dösbuddel, den Kram gibts überall. Zudem musste uns ein noch nicht volljähriger und angesichts des gestrengen Blickes des Profs ziemlich nervöser Mexikanerjunge verschiedenes Vulkangestein vorstellen, dass in der Nähe der Pyramiden gefördert worden sein sollte. Bereits bei der Erklärung des ersten Steins hakte Prof. Baumann detailgenau dazwischen, da er sofort bemerkt hatte, dass es sich keinesfalls um das Gestein handeln könne, dass man uns vorgaukelte. Der Herr Professor für Elektro... war nämlich auch Hobbymineraloge. Da war der kleine Mexikaner ganz schön geliefert. Den rest der Steinerläuterungen übernahm der Prof. Die eigentliche Führung zu den Pyramiden war inhaltlich fast ebenso daneben. Hier konnte der Professor zwar nicht einhaken, jedoch hatte ich mir vorher ein paar Sachen zu Teotihuacán durchgelesen, und merkte bereits bei den ersten Zahlenabgaben, dass uns der olle Touriführer Mumpitz verkaufte. Es ist aber auch einfach zu ärgerlich, dass sie mit einem solchen Kleinmüll durchkommen. Statt uns also wirklich Wissenswertes zu der Entstehung der Pyramiden, deren Baukunst eben solche Rätsel aufwirft wie die ägyptischen, zu erzählen oder die zeremoniellen Festakte u.ä. zu beschreiben, führte uns der Tourityp wiederholt vor Wandgemälde und forderte mich dann auf (weil ich ja so nett, klein und dumm aussah), z.B. die Augen an der Wand zu zählen. Oder die Federn. Oder die Schlangenköpfe. Eigentlich musste ich immer irgendetwas zählen und kam mir ganz schön verklapst vor. Professor Baumann hörte schon gar nicht mehr zu. Unser Taxifahrer aber, den der Prof. eingeladen hatte, mitzukommen, grinste begeistert vor sich hin und zählte leise immer mit, als würde ihm das irgendwelche Geheimnisse erschliessen. Naja, mir erschloss sich jedenfalls dadurch gar nichts und so las ich mir gemeinsam mit dem Prof im Anschluss an diese miserable Führung die Erläuterungen von Stefan, meinem Reiseführer, durch. Stefan hatte wie immer voll den Durchblick. Daher habe ich folgendes erfahren (nur kurz als Einführung): Teotihuacan war als Stadtgebiet etwa ab 600 v.Chr. bis 750 n.Chr. bewohnt und beherbergte zu seinen Hochzeiten bis zu 200 000 Menschen. Die Forschung dahingehend ebenso wie zur Lebensweise der Menschen ist jedoch sehr mühsam, da es keinerlei schriftlichen Überlieferungen gibt. Jedoch weiss man, dass der Einfluss Teotihuacáns (zu ihren Zeiten eine der grössten Städte der Welt), bis weit über die Grenzen des heutigen Mexikos reichte. Ab dem 5. Jh. n. Chr. verlor die Stadt allerdings an Bedeutung und auch die Bevölkerung wanderte aus nicht geklärten Gründen ab. man vermutet, dass durch Bodenerosion man nicht mehr in der Lage war, die riesige Stadt zu ernähren. Zuletzt kam es zu gewaltigen Zerstörungen und Massenhinrichtungen, die wohl die Stadtbewohner aus rituellen Gründen selbst vollzogen haben sollen. Der Name Teotihuacán geht auf die Atzeken zurück, die die Stadt so genannt haben, weil sie glaubten, dort lebten iher Götter. Denn Teotihuacán heisst zu deutsch "Der Ort, an dem die Menschen Götter wurden". Wie die Bewohner der Stadt selbst diese nannten, liegt im Dunkeln. Seit dem 19. Jh. wird das Gebiet archäologisch erforscht und wieder begehbar gemacht. Allerdings liegen bis heute noch über 35 Pyramiden unter Erdschichten, die aussehen wir lauter kleine Hügel, begraben. Die beiden wichtigsten Pramiden, die Mondpyramide mit ihrem weitläufigen zeremoniellen Vorplatz und die gewaltige Sonnenpyramide, deren Grösse fast an die Cheopspyramide heranreicht und an deren Seiten sich die ganze Stadt geometrisch ausrichtet, sind aber zu besichtigen. Auf die Sonnenpyramide kann auch sogar ganz heraufsteigen. Wenn es denn die Lunge aushält. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich schon nach der Hälfte des Aufstiegs aus allen Löchern pfiff und umkehren musste. Der Professor wollte erst gar nicht hoch. Dafür haben wir uns aber noch das ebenfalls auf dem Gelände gelegene Museum zu Teotihuacán angeschaut, was auch ziemlich interessant war, zumal mich der Prof professorenartig immer wieder auf die ein oder andere Entdeckung seinerseits hinwiess ("Na, kommense ma rübber, schaunse sich das ma an!"). Ihm schien es tatsächlich nicht unrecht zu sein, dass er eine bereitwillige Zuhörerin dabei hatte. Nach dem wir in einem Restaurant noch eine Kleinigkeit gegessen hatte (uiuiuiui, Queso Fundido con Chorizo, gschmolzener Käse mit spanischer Wurst, gewaltig fettig), wozu der Taxifahrer und ich wiederum eingeladen wurden, fuhren wir wieder Richtung Stadt. Von weitem war schon die bekannte Dunstglocke über den Häusermassen zu sehen. Als ich gegen vier wieder in einem kleinen dachstübchen ankam, war ich unerklärlicherweise so müde, dass aus meinem geplanten 5-Minuten-mittagsschlaf 4 Stunden wurden.
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