miércoles, 11 de junio de 2008

7.-8.06.: Taxco - Hauptstadt des Silbers

In Mexiko-Stadt regnet es seit einer Woche fast unaufhörlich. Das sollte sich auch zum letzten Wochenende nicht ändern. Da gab es nur eins: Raus aus der Stadt und Sonne gesucht. Am Samstag morgen machte ich mich also auf zum Busbahnhof im Süden der Stadt und fuhr von dort aus in das etwa 3 Stunden Fahrt entfernte Städtchen Taxco. Diese etwas verschlafene, aber charmante ehemalige Kolonialstadt mit ihren ca 13 000 Einwohnern war einst das Herz der Silbergewinnung in Mexiko und brachte es zwischenzeitlich zu grossem Reichtum. Heutzutage sind die Silberminen um Taxco erschöpft. Das hat der Geschäftigkeit Taxcos jedoch keinen Abbruch getan. Mehr als 300 Silbergeschäfte reihen sich Tür an Tür in den vielen kleinen Gassen aneinander und bieten eine nahezu unüberschaubare Auswahl an Silberschmuck. Dieser ist nicht unbedingt preiswerter als in anderen Städten im Land. Hier und da finden sich aber kleine Geschäfte mit tollen Sonderangeboten. Und wer etwas ganz bestimmtes sucht, findet es garantiert in Taxco. Im übrigen ist es einfach wunderbar, durch ein Lädchen nach dem anderen zu schlendern und alles anzuprobieren. Einen kleine Einführung in die Geschichte des Silberhandwerks in Taxco bekommt man in dem Museo de Platería, indem über Büsten wichtiger mexikanischer Politiker über elegante abstrakte Skulpturen bis hin zu alten Silbermünzen viele kleine Silberkunstwerke zu finden sind, die in anschaulicher Art und Weise den künstlerischen Zeitgeist dokumentieren (so z.B. eine Rakete, die von einem sportlic modelierten Männchen in den Weltraum geschossen wird, aus den 60er Jahren). Besonders beeindruckend fand ich eine kleine, äußerst detailliert gearbeitete Silbermanufaktur aus - Silber. Dies war aber auch leider das einzige Ausstellungsstück, dass ein bisschen über die Verarbeitung von Silber aussagte. In einem deutschen Museum hätte man sicher eine ganze Ausstellungsreihe mit Dokumentationstafeln und Ansichtsstücken gefunden, die genauestens die Gewinnung und Weiterverarbeitung von Silber erklärten. Allerdings ist mir schon des öfteren in Mexiko aufgefallen, dass die Mexikaner mit einem anderen Interesse ins Museum gehen. Jedenfalls werden in Ausstellungen selten Fragen zu den Thematiken und Hintergründe erklärt. Man sieht sich eigentlich lediglich die Ausstellungsobjekte an, ohne diese zu hinterfragen. Ich finde das ja ein bisschen unzureichend. Wo bleibt da der Lerneffekt? Immerhin spricht das sehr für die Museen, die man in Deutschland besuchen kann. So geht man einfach aus dem Museum heraus, mit einem etwas beschränkten Lächeln auf dem Gesicht, und denkt sich, "Haaaach, war das alles schöööööööön".
Taxco selbst ist als Stadt auf den ersten Blick bei weitem nicht so einnehmend wie bspw. Guanajuato, dessen Zauber man sich vom ersten Moment nicht entziehen kann. Den Reiz Taxcos muss man sich erspähen. Beim ersten Eindruck nur eine etwas hübschere Kleinstadt mit leicht angedreckten weissen Hausfassaden, findet man beim Spazieren durch die Gassen viele zauberhafte kleine Details. Auch ist Taxco durch seine Lage mitten in den Bergen durchwoben mit Strassen, die auf und ab und auf und ab und um eine Kurve nach der anderen führen. Man kraxelt eigentlich die ganze Zeit bergauf oder bergab, und versucht, auf dem blitzblanken Pflasterstein nicht abzurutschen - denn die Strassen haben nicht selten eine Steigung von über 45 Grad (schätze ich mal, nen Winkelmesser hab ich aber nicht angelegt). Wenn man Backpackertouris also noch nicht an den obligatorischen Turnschuhen und Baumwollwickelhosen erkannt hat, so spätestens am hochroten Kopf von der Bergauf-Bergab-Anstrengung und der ungewohnten Höhenluft.
Am Samstagabend habe ich mir dann in einem alternativ angehauchten Restaurant ein Live-Konzert angehört. Die ausgeschriebene"Rock"-Band entpuppte sich als Combo mehrerer Oldies, die wenig rockig, dafür aber hochkonzentriert Klassiker der Beatles, Rolling Stones und anderer Musiklegenden spielten und dabei genauestens jedes "na,na,na" in den Noten mitzählten. Es war herrlich. Dazu gabs wunderbaren mexikanischen Rotwein. Was will man mehr.
Am nächsten Tag habe ich, nachdem ich in meinem kleinen, überaus freundlichen und hübschen Hostel "Joan Sebastian" ordentlich ausgeschlafen habe, den Aussichtspunkt an der Kirche Guadalupe erklimmt. Anders als "erklimmen" kann man dieses Bergraufhecheln nicht nennen. Der Ausblick war grossartig, und da ich mich eh erstmal nicht mehr bewegen konnte, blieb ich dort lange sitzen. Was für ein Ausblick! Was für eine Luft - so sauber :)!
Während dieses Wochenendes regnete es zwar nur einmal für ein halbes Stündchen. Die Sonne liess sich aber nur am Sonntag ein wenig durch die Wolken erspähen. Das war allerdings schon mehr als ausreichend, um mir einen handfesten Sonnenbrand zu verpassen. Da ich in meiner stets panischen Angst vor vermehrten Krähenfüssen um die Augen nur da etwas Sonnencreme aufgetragen hatte, sah ich im Nachhinein aus wie ein rotgefärbter Brillenbär, mit knallroter Nase und weissgebliebenen Augen. Immerhin hatte die Sonnencreme den Test ausgezeichnet bestanden.
Als mein Bus auf der Heimfahrt die Grenze zum Distrito Federal, also nach Mexiko-Stadt überquerte, fing es pünktlich wieder an zu regnen. Das Wasser rann stromartig über die Strassen hinweg und aus den Gullis sprudelte es fröhlich vor sich hin, da das Abwassersystem völlig überfordert war mit den Wassermassen. Die Regenzeit in Mexiko hat definitiv begonnen.

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